31 Arbeiten aus 10 Ländern und 3 Kontinenten sind zu sehen in der Ausstellung, sagt der Galerist in seiner Rede. Ihnen gemeinsam ist: Sie sind kleinformatig, sonst würden sie nicht alle zusammen in die drei kleinen Räume der Galerie Dr. Julius passen. Und bei allen 31 Arbeiten handelt es sich um nicht-gegenständliche Kunst, wie es im Begleittext auf der Website von Dr. Julius korrekt heißt gemäß Sprachgebrauch, aber im Grunde genommen unzutreffend. Nicht-gegenständlich will sagen, dass es keinen Gegenstand außerhalb der Bilder oder der Objekte gibt, auf die sie sich nachahmend oder abbildend beziehen. Die Arbeiten stehen für sich selbst: als reine, autonome Bildlichkeit und als reine, autonome Gegenständlichkeit im Falle von Objektkunst. Insofern sind sie gegenständlich - und wie! Aber keinen Gegenstand nachbildend, sondern im besten Fall einen Gegenstand schaffend, wie die Welt zuvor noch keinen gesehen hat.
FutureShock OneTwo. Das OneTwo soll sein wie das Anzählen eines Musikstücks. Muss man, kann man einen Schock anzählen? Kriegt man den nicht, ob man will oder nicht, so wie der Galerist Matthias Seidel einen Schock gekriegt hat letztes Jahr, zuerst von den Ereignissen in Fukushima und dann von der Finanzkrise. Warum er davon nicht einen Gegenwartsschock, sondern einen Zukunftsschock gekriegt hat, das hat er in seiner Rede nicht begründet. Ich nehme an, es hat zu tun mit dem Buch von Alvin Toffler, Future Shock, das der Galerist während seiner Eröffnungsrede bei sich hatte.
Das Buch ist erschienen 1970 und es geht darin um die Überforderung von uns Menschen durch eine immer komplexer werdende Technologie. Wenn man will, ist der Nuklearreaktor-Unfall in Japan ein krasses Beispiel dafür. Während die Finanzkrise eher ein Fall der Überforderung von uns Menschen durch Ökonomie ist oder, deutlicher gesagt, der Unterwerfung von uns Menschen durch das, was früher einmal das Kapital genannt wurde und auch immer noch die treffendste Bezeichnung dafür ist. Der Galerist hat dann noch auf Filmmaterial zum Buch von Alvin Toffler hingewiesen, unter anderem auf einen Clip mit Orson Welles. Und sonst konnte er sich gar nicht genug freuen, dass trotz des traurigen Anlasses – Future Shock – gestern Abend so erstaunlich viele Leute zur Eröffnung der Ausstellung gekommen waren. Es muss an der Kunst gelegen haben, die unter dem unglücklich gewählten, man könnte auch sagen: dämlichen Titel gezeigt wird, der ihr nichts tut, ihr aber auch nichts nimmt, denn sie steht für sich selbst. 31 Arbeiten aus 10 Ländern und 3 Kontinenten.
FutureShock OneTwo
Internationale Neue Konkrete +
Eine dr. julius / ap Gruppenausstellung
Kuratiert von Matthias Seidel
Bis 17. März 2012
Leberstraße 60
10829 Berlin
Kunst: © dr. julius / ap Gruppenausstellung
Fotos: © w.g.
Fotos: © w.g.