Vertrauter Ort, aber nicht hier. Straßenecke mit einem Denkmal aus schwarzem Marmor, efeubewachsen, ein niederer Gitterzaun drumherum. An der Ecke eine Ansammlung von Schulmädchen, 12jährige Mädchen, alle schwarz gekleidet und in ihrer Mitte eine Frau aus der Nachbarschaft von hier, auch schwarz gekleidet. Ich erschrecke, denn ich weiß sofort, wer gestorben ist. Ich betrete einen Hof. Der Tod des Mädchens ist jetzt eine bekannte Tatsache. Der Vater des Mädchens geht an mir vorbei. Er sagt, dass man in so einem Fall merkt, wie alleine man auf der Welt ist. – Was meinst du, wie alleine du erst sein wirst, wenn du selbst stirbst, will ich sagen, aber sage es aus Feingefühl nicht.
In den ersten Minuten nach dem Aufstehen immer noch abergläubiges Grausen. Was, wenn das nun wirklich passiert?! Keine Vernunftüberlegung hilft. Vorstellung, ich gehe an der offenen Wohnungstür der Familie vorbei und beim Blick in die Wohnung sehe ich Erwachsene in Trauerkleidung. Dabei auch der Mann oder die Frau und ich muss gar nicht fragen, wer gestorben ist.
Dann wie überinszeniert, aber es hilft, die Reste des Grausens zu vertreiben, als ich am Nachmittag an der Wohnungstür der Leute vorbeigehe, die Tür steht offen und gerade kommt die Tochter, um sie zu schließen, grüßt lächelnd, als sie mich sieht, und ich denke, wie klein sie noch ist.