Sie will nicht, dass ihre googelnden Kollegen in der Schule meinen Text über sie im Internet finden und dadurch erfahren, dass sie in ihrer Freizeit Galeristin ist. So hatte sie es begründet, warum ich mit keinem Wort erwähnen darf, dass sie Lehrerin ist und schon gar nicht, wo und an was für einer Schule sie unterrichtet. Weil ihre Kollegen trotz ihrem Hang zum Googeln von allem und jedem bis heute nicht dahinter gekommen sind, dass sich hinter ihrer Website eine Kollegin verbirgt mit einem Doppelleben als Freizeitgaleristin. Verbirgt mit Adresse, Telefonnummer und Mail-Adresse, im Sekretariat der Schule jederzeit abgleichbar mit ihren dort bekannten persönlichen Daten. Nicht dahinter gekommen sind, weil sie sich für Kunst nicht interessieren und für die Kollegin noch weniger und deshalb gar nicht auf die Idee kamen, sie zu googeln. Was sich allerdings jäh ändern würde, wenn ihr Name in meinem Blog auftaucht und in einen Zusammenhang gebracht wird mit ihrem Lehrberuf.
Seit drei Jahren hat sie diese Website, seit sie ihre Wohnungsgalerie ernsthaft betreibt, hat sie mir am Nachmittag erzählt, und weil ich gerade einen Versuch mache, vom Rauchen wegzukommen, war ich nicht geistesgegenwärtig genug, um sie zu fragen, was ich sie dann später am Telefon gefragt habe: Meinst du nicht, deine googelnden Kollegen hätten schon längst deine Website gefunden, wenn sie sich für dich interessieren würden? – Und was sagt sie? Stimmt. Da hast du recht, sagt sie. Du kannst meinen Namen schreiben und dass ich Lehrerin bin auch. Nur dass ich Sonderschullehrerin bin, das erwähne nicht. – Es geht schon wieder los. Warum denn nicht? Ich frage sie nicht, warum ich das nicht erwähnen soll, dass sie Sonderschullehrerin ist. Ich will es nicht wissen. Denn ich erinnere mich noch gut an die Gründe, die sie am Nachmittag genannt hat, warum ich auf keinen Fall erwähnen soll, dass sie Lehrerin ist. Was ist aus diesen Gründen geworden, da sie nun sagt: Du kannst meinen Namen schreiben und dass ich Lehrerin bin auch?