Freitag, 6. Januar 2012

Stadtbad 3



13.36 Uhr. Bild des Tages. Aufgenommen aus dem Vorraum des Bades, durch das bei Kindern so beliebte Beckenfenster, weil man den Leuten von unten beim Schwimmen zusehen kann. Der Fleck in der Mitte ist auf der Scheibe, nicht auf meinem Kameraobjektiv.  


Der rote Schlauch hängt da nur, damit es interessanter aussieht. Mit der Befüllung des Beckens hat er nichts zu tun. Das Wasser wird eingelassen durch die sogenannten Einströmer, die sich am Beckenboden befinden.


Bis 20 Uhr wird heute befüllt. Morgen geht es weiter. Sonntag ist frei. Und bis Montagabend ist es dann geschafft. 72 Stunden dauert es, bis das Becken voll ist. Danach wird das Wasser gechlort und umgewälzt und erst dann nimmt es das schwimmbadtypische Bläulich an. Im Moment ist es noch so, wie wir es geliefert bekommen, sagt Herr Oloew und meint damit: so wie es aus der Leitung kommt.



Und so sieht das Wasser gechlort und geklärt aus im schon seit Wochen eröffnungsbereiten hinteren Teil der Halle, der Kinder- und Erlebnisabteilung mit Rutsche, Ibis im Becken und der Skulptur namens Kai der Hai.



Warum habe ich den Pressesprecher eigentlich nicht fotografiert? Aus Dankbarkeit? Weil er nur meinetwegen nach Schöneberg gekommen ist, um mich reinzulassen ins Hallenbad und herumzuführen? – Matthias Oloew erzählt, dass bei der feierlichen Eröffnung am 20. Januar aus der Autobiografie von Hans Rosenthal vorgelesen werden soll, aus dem Kapitel, in dem er sich erinnert, wie er im Stadtbad Schöneberg schwimmen gelernt hat. Im Februar wird er 25 Jahre tot sein. Und wegen all dem zusammen - Neueröffnung, Jahrestag, Hänschen hat hier schwimmen gelernt - soll das Bad künftig Stadtbad Schöneberg Hans Rosenthal heißen. Mehr Widmung als Benennung. Trotzdem eine schöne Idee von den Berliner Bäder-Betrieben.


Der Mann, der da kommt, ist ein Maschinist, wie mein freundlicher Kassierer sagen würde. Er selbst nennt sich Techniker, ist einer von Vieren, die im Einsatz sein werden, wenn das Bad wieder in Betrieb ist. Im Moment ist nur er da und der Meister. Als ich erzähle, dass ich sie gestern Heizer und Umwälzanlagen-Fahrer genannt habe, da lachen die beiden und meinen, falsch ist das nicht. Aber nach allem, was ich nun höre, ist es völlig falsch. Denn die Badewasseraufbereitungsanlage des Stadtbad Schöneberg ist elektronisch gesteuert (in diesen Tagen wird gerade eine neue Software eingespielt). Mess- und Regeltechniker sind die Maschinisten. Im Leitstand  des Hallenbades wird Prozesssteuerung und Chemie betrieben. Chlorchemie. Immer noch die wirksamste Methode der Badewasseraufbereitung. Von uns grün fühlenden und denkenden Badegästen überhaupt nicht geschätzt. Alleine schon der Chlorgestank! Doch der kommt gar nicht vom Chlor, belehren mich die beiden Techniker. Der kommt von den Chloraminen. – Die entstehen aus der Reaktion des Chlors mit den Spuren des Menschlichen in einem Schwimmbecken. Heißt: Wenn es nach Chlor riecht in einem Hallenbad, riecht es nicht nach Chlor, dann riecht es im Grunde genommen nach Mensch, nach Mensch, der nicht geduscht hat. Mehr dazu, wenn ich ausführlich mit den Technikern sprechen konnte. Wenn das Hallenbad wieder in Betrieb ist. Nach der feierlichen Eröffnung am 20. Januar. Heute in 14 Tagen. Hoffentlich!