Man sagt nicht Neger und Zwerg sagt man auch nicht. Ich denke nicht mal Neger. Wenn ich eine Frau oder einen Mann afrikanischer Herkunft sehe, denke ich: Schwarze(r) oder gleich Afrikaner(in). und wenn die Vorfahren des Mannes oder der Frau vor langer Zeit in die USA verschleppt worden sind, dann ist es mir nicht zu umständlich zu denken oder zu sagen: Afroamerikaner. Aber wenn ich eine kleinwüchsige Person sehe und erst recht, wenn ich es gerade bei einer mir bekannten Person entdecke, dass sie kleinwüchsig ist, denke ich: Huch, ist der/die klein. Der/die ist ja ein Zwerg. Zwerg, Zwerg, Zwerg, Zwerg. Das hört dann erst mal nicht mehr auf. Alles, was ich über die Person weiß, wird noch einmal neu betrachtet, verknüpft mit der Vorstellung, wie klein der/die ist. Noch kleiner als Madonna und die ist schon sehr klein. Seine Freundin ist vielleicht gar nicht so groß, nur im Unterschied zu ihm, der ja winzig! ist. Gibt es das? Oder ist das ein Witz, ein Fototrick auf den Bildern auf ihrer Facebook-Seite, die sie zeigen mit ihm? Nein, solche Witze macht sie nicht. Wie groß ihre Liebe sein muss, dass sie mit dem kleinen Mann ... (striktes Verbot sexueller Assoziationen wird befolgt, ist aber auch dringend nötig). Und dass sie von Paris nach New York umgezogen ist zu ihm - wenn das mal kein Fehler war, habe ich neulich gesagt, als ich jemand von den beiden erzählte; ich erzähle oft von den beiden, weil ich sie bewundere für ihre Arbeit und sie mir gefallen als Paar. Bislang ohne zu wissen von ihrem Größenunterschied. Mit diesem Größenunterschied kriegt die Frage, ob das ein Fehler war mit dem Umzug von Paris nach New York noch einmal einen ganz anderen Ernst. So geht das schon den ganzen Tag, seit ich heute Früh auf der eben entdeckten Facebook-Seite von Garance Doré die Fotos gesehen habe, auf denen deutlich zu erkennen ist, was ich letzte Woche schon nur flüchtig bemerkt hatte, wie klein Scott Schuman ist: weltbekannt als The Sartorialist, Vorbild aller Street Style Photographers, bewundert von mir, seit ich vor zwei Jahren seinen Blog entdeckt habe, und beneidet, seit ich letztes Jahr in den Blogs von ihm und Garance Doré mitgekriegt habe, dass sie ein Paar sind, und dann ist sie im Spätsommer auch noch zu ihm gezogen, ich glaube nach Montauk. Die Bewegungen der beiden zwischen New York, Mailand, Paris und London verfolgt wie eine Daily Soap. Und jetzt die Entdeckung, wie klein der ist, die den Blick auf die beiden völlig verändert. Aber jetzt bloß nicht denken, das sei ein ernst zu nehmender Beitrag zum Thema! Es ist nur das, was unter dem Stichwort Zwerg heute bei mir abgelaufen ist. Und der Hammer war: nachdem ich die Website von Garance Doré entdeckt hatte, habe ich getan, was ich nur sehr selten tue: den Like-Button angeklickt. Bei Scott Schuman, über dessen - neue - Facebook-Seite ich überhaupt erst auf die von Garance Doré gekommen bin, musste ich keine Sekunde überlegen, ob ich da auch Like anklicken soll, ich kam gar nicht auf die Idee. Weil ich mich erst noch daran gewöhnen muss, dass er ein Zwerg ist? – JAAA! Ich gebe es zu, dass es damit auch zu tun hat. Doch vor allem aber liegt es daran, dass ich seinen Blog nicht mehr ganz so verehrungswürdig finde, seit er von seiner bisherigen strengen Linie abweicht und nicht mehr nur seine genialen – er ist der Beste! – Fotoporträts aus den Straßen der Mode-Metropolen zeigt. Trotzdem mache ich jetzt etwas, was ich schon lange machen will, aber dann doch lieber nicht gemacht habe, obwohl ich die beiden jedes Mal empfehle, wenn mich jemand fragt, welche Blogs ich verfolge: ich richte eine Blogroll ein und obenan setze ich die Blogs von Scott Schuman und Garance Doré.
Außerdem bitte beachten: hier das Link zum ersten Teil von Eintritt frei.