Donnerstag, 5. Januar 2012

Stadtbad 2

Der freundliche Kassierer kommt von der Ostseeküste und redet gerne nautisch. Noch bevor ich gestern sagen konnte: Frohes neues Jahr, freundlicher Kassierer! sagte er: Das Becken hat ein Leck. Ich habe mit einem der Maschinisten gesprochen. Das wird nichts am 20. mit der Eröffnung in der Hauptstraße.– Statt ihm zu danken für die Nachfrage bei dem Kollegen, um die ich ihn vor der Feiertagspause gebeten hatte, erzähle ich ihm, dass ich es nicht abwarten konnte und direkt nachgefragt habe bei den Bäder-Betrieben. Pressesprecher Oloew. Kennt er, der Kassierer vom Bad am Sachsendamm, aber er meint: Wenn die Maschinisten von der Hauptstraße sagen, das wird nichts mit der Eröffnung am 20. Januar, dann kann ich das glauben. Tue ich nicht. Maschinisten wissen auch nicht alles. Mit der invasiven Isolation der undichten einbetonierten Rohre hatten sie nichts zu tun, können deshalb auch gar keine Meinung haben, ob die Operation gelungen ist. Reden eben wie Maschinisten reden. Heizer und Umwälzanlagen-Fahrer. Schauen über den Rand ihres Maschinenraums nicht hinaus. Würde ich übrigens zu gerne mal sehen den Maschinenraum des Stadtbad Schöneberg, bevor es abgerissen wird oder umgebaut zu was weiß ich was für einer weiteren Verwendung, nur nichts mit zu viel Wasser darf es sein, weil sie die große Halle einfach nicht dicht kriegen, denn das Becken ist doch nichts anderes als der tiefergelegte Boden der Schwimmhalle. Falsch. So kann man das nicht sagen, das Becken ist eine Sache für sich. Das steht, liegt, hängt – wie ihr wollt – als selbständiges Gebilde im Gebäude. Nicht starr einbetoniert in die Halle, sondern eingelassen mit einer Dehnungsfuge, so dass die Bewegungen des Stahlkonstruktionsgebäudes ausgeglichen werden können und sich Spannungen nicht auf das Becken übertragen und zu Schäden führen. Als der Badetrieb im Stadtbad Schöneberg 1989 eingestellt wurde, war die Begründung: fehlende Standsicherheit des Beckens. Als das Bad nach Umbau und Modernisierung 1999 wieder eröffnet worden war, gab es von Anfang Probleme mit der Dichtigkeit, von denen mein Architektur-Berater meint, dass sie wohl von einer mangelhaften Ausführung der Dehnungsfuge herrührten. Demgegenüber sind Haarrisse in einbetonierten Rohren Kinkerlitzchen. W e n n  die Rohre mit den Haarrissen tatsächlich die Ursache für das Leck im Becken waren. Der Pressesprecher hat mir versprochen, mich anzurufen, damit ich dabei sein kann, wenn das Becken in den nächsten Tagen wieder befüllt wird. Er meinte allerdings, das sei langweilig, weil da nicht viel passiert. Egal. Irgendwas passiert immer. Vielleicht kann ich dann auch gleich einen Kontakt zu den Maschinisten knüpfen und einen Besuch im Maschinenraum mit ihnen verabreden, wenn das Bad seinen Betrieb wieder aufgenommen hat. W e n n  es seinen Betrieb wieder aufnimmt. Es bleibt spannend. Hoffentlich vergisst der Pressesprecher nicht, mich zu benachrichtigen wegen der Befüllung des Beckens. Keine Sorge, ich habe Sie auf dem Film, hat er Anfang der Woche gesagt, als ich ihn anrief, um mich in Erinnerung zu bringen. Ich kann ihn jetzt nicht schon wieder anrufen. Deshalb habe ich diesen Text geschrieben. Damit ich ihm das Link mailen kann, um ihn noch mal zu erinnern.