Dienstag, 22. Mai 2012

Pingelig


Aufgeregt gewinkt hat sie und gerufen: Ich möchte Sie einladen. – Einladen? – Nicht nur zu einem Kaffee. Ich meine, richtig einladen. – Weil ich an dem Tag schon genug gesehen und gehört hatte, habe ich gesagt, ich komme demnächst mal bei Ihnen vorbei und jedes Mal, wenn ich daran dachte, habe ich gerätselt, wozu kann die mich denn einladen, die Frau aus dem Keramikladen, die Töpferin? Ich habe doch schon über sie und ihren Laden geschrieben.



Sonntag komme ich zufällig vorbei, Laden geschlossen, aber sofort sehe ich es, wozu sie mich einladen will - und bin enttäuscht. Natürlich nicht von ihr, wie sie gestern meinte, als ich ihr das erzählte. Von der Dramaturgie bin ich enttäuscht. Von der zu einfachen Erklärung und die Ausstellung interessiert mich auch nicht, so wie ich das sehe in dem Schaufenster. Aber weil ich damals noch keine Kamera hatte, als ich die Töpferin vorgestellt habe, gehe ich heute hin, um Fotos von ihr zu machen, und dann kann sie mir erzählen, was es auf sich hat mit der Ausstellung. Doch dann:




So ein kleiner Laden und eine ganze Woche Vorbereitung für eine Ausstellung? 
Das fragt der Richtige. Mehr als drei Wochen habe ich gebraucht, um zu merken, dass eine Geschichte, an der ich geschrieben habe, keine ist.
Nicht lange her, da hast du drei Jahre gebraucht, bis du gemerkt hast, dass eine Geschichte keine ist.
Keine Liebesgeschichte war das. Jetzt war es keine Schreibgeschichte.
Der Fehler ist trotzdem immer der gleiche. 
Sag ihn mir nicht.
Umstände, Umstände, aber keine Geschichte.
Was soll das heißen?
Und zu pingelig bist du auch.
Ich weiß.
Viel zu pingelig. Das ist der Grund für den Misserfolg.
Wenn es so einfach wäre.
Ist es.
Nicht.
Weil du so pingelig bist.  



Schluchz!