Seine Anfänge habe ich
nicht mitgekriegt. Als ich 1979 anfing Sounds zu lesen, da war er schon die alle anderen überragende Figur: deutscher Greil Marcus, habe
ich sofort gedacht. Pop-Intellektueller, Pop-Professor damals schon und das ist
er ja dann auch geworden.
Von Norika habe ich das
erste Sounds-Heft bekommen. Paar Jahre später ist sie nach Düsseldorf umgezogen. Dort hat sie Padeluun kennengelernt und Diedrich Diederichsen. Dem näher gekommen. –
Und? Wie war es? – Er ist schon brillant, antwortete sie und ich habe
gefeixt: brillant ist doch keine Qualität des Sich-nahe-Kommens. Dann kann es so toll nicht gewesen sein, wenn sie
sich nur auf das Gespräch davor und danach bezieht, habe ich gedacht. Oder sie wollte diskret
sein (unwahrscheinlich). Oder sie war ihm gar nicht so nahe gekommen, wie sie
es sich gewünscht hatte. – Ist das wichtig? –
Ja, aber nicht für die Bedeutung von Diedrich Diederichsen als Denker und Autor.
Und wenn doch, geht es uns nichts an.
Bioattraktivität. Hat er eben Bioattraktivität gesagt? Er spricht so schnell. Aber dann macht Rainald Goetz den Kasper mit dem Mikrofon, das gerichtet werden muss, und danach sagt er es noch mal: Bioattraktivität, und es ist dann auch sofort klar, was damit gemeint ist. - Die Voraussetzungslosigkeit des Pop, die hat ihn so fasziniert am Schreiben Diederichsens, sagt Rainald Goetz einmal, als er erzählt, wie sie sich kennengelernt haben, er und DD. Die Voraussetzungslosigkeit seiner Texte, die ihn nicht daran hinderte, die Gedanken abfliegen zu lassen, weiter und schöner als jeder andere damals.
Zwei-, dreimal gibt es
Szenenapplaus für Diederichsen bei der Veranstaltung an der Humboldt Universität. Er riskiert aber auch was: als er den Iggy Pop-Song I need more zitiert, trägt er ihn vor - singend! Und nein, das ist keine Sekunde peinlich, es ist auch nicht aufgesetzt. Als es vorbei ist, konnte es gar nicht anders gewesen sein, als dass
er den Song vorgesungen hat.
Mosse Lectures, 3. Mai 2012
Die Einführung kann
übersprungen werden.
Bei 0.04.10 geht es los mit
Rainald Goetz.
Bei 0.13.20 beginnt der erste
Beitrag von Diederichsen.
Bei 0.13.50 ist das mit der
Bioattraktivität.
Bei 0.36.44 erzählt er vom
Laufen im Kleistpark.
Bei 1.07.49 Diedrich Diederichsen singt Iggy Pop.