Sonntag, 9. Dezember 2012

Ursèl


Da habe ich schon im Sommer blöde gegrinst, als ich den Namen zum ersten Mal gesehen habe. Neben ihren beiden Bildern, den einzigen, die mir aufgefallen waren in der Ausstellung. Und sie stand draußen vor der Tür bei den Rauchern. Ich habe sie mir zeigen lassen, bin dann aber nicht zu ihr hin. Ihre Bilder nicht so, dass ich hätte über sie reden müssen. Sie selbst niemand, den ich kennenlernen wollte. Aber was für ein Name! So wie sie aussieht, könnte sie sich den accent aigu selbst verpasst haben. So wie sie malt, hat sie das nicht nötig.

Diese Woche eine Mail von ihr und das Erste, was ich mache: ich grinse blöde, genau genommen: ich kichere in mich hinein und jedes Mal, wenn ich danach an den Namen denken muss, kichere ich wieder, auch dann noch, als ich auf Google gesehen habe, dass Ursél zwar nicht häufig ist im französischen Sprachraum, aber der Name kommt schon mal vor. Wäre es mir lieber gewesen, wenn Ursél sich ihren Namen zurechtgemacht hätte? Ja, weil sie das interessanter machen würde. Denn so ist alles, was ich sonst noch von ihr weiß, dass sie mir letzte Woche eine Mail geschrieben hat: könnten Sie bitte bei 'biest zu biest' unter Kunst/Juli/Gemustert unter meinem Bild den Preis rausnehmen. Ich habs mir inzwischen anders überlegt und will keine Preise stehen haben. - Sie will keine Preise stehen haben. Auch nicht in meinem Blog. Und deshalb die Anweisung an mich, das zu ändern. Da habe ich keine Sekunde überlegen müssen, ob ich das mache. Ich habe auch nicht gedacht, hat die sie noch alle? Und auch nicht, für wen hält die mich? Ich habe es überhaupt nicht persönlich genommen. Habe ihr kurz erklärt, dass ich in meinem Blog darüber schreibe, was ich erlebe, und wenn neben einem Bild, über das ich sonst nicht viel zu äußern vermag, ein Preis steht, dann kann es sein, dass ich den Preis nenne, und wenn er im Blog steht, dann bleibt er da auch stehen, weil das alles zusammen mein Erleben war. Doch auch, nachdem sie beantwortet ist, lässt mir die Mail keine Ruhe. Es beginnt jedes Mal mit einem Kichern über den Namen - Ursél, Ursél - und dann fängt wieder das Brüten an: Was ist das für eine? - Wie bereits erwähnt, wäre sie eine, die ihrem Namen einen Accent aigu verpasst hat, wäre es mir am liebsten. 

Nun muss ich nur noch das Link setzen zu meinem Blogeintrag Gemustert vom Juli. Da sehe ich auf einmal, die Namensträgerin schreibt sich gar nicht mit accent aigu, sondern mit accent grave: Ursèl. Google-Eingabe: Ursèl. Nur Treffer auf die Ursèl, um die es hier geht, und auf ihren Nachnamen. Keine Verwechslung. Kein Zweifel. Es gibt nur die eine, die hier in Berlin. Keine Verbreitung des Namens Ursèl sonstwo (Quelle: Google). Und warum habe ich da nicht als erstes nachgeguckt? Wikipedia-Eintrag zu Ursula, Stichwort Varianten und darunter französisch: Ursule! - Ob und wie sich das, vielleicht in einem Mädcheninternat am Genfer See, zu Ursèl verschliffen hat, das kann nur die Namensträgerin selbst wissen. Verehrte Ursèl, wollen Sie es dem Blog erzählen? Damit würden Sie mir und bestimmt auch vielen meiner Leser eine große Freude machen, wenn Sie die Geschichte, die ich so unbeholfen begonnen habe, zu einem schlüssigen Ende bringen könnten.