Bilder auf Stühlen - Köpfe auf
Tischen & Zeichnungen, heißt es in der Einladugsmail. Wollte ich mir ansehen in der Kunstkammer Friedenau. Weil mich mehr noch als seine Arbeiten der Mann
interessiert hat. Weil ich wissen wollte, was er für einer ist
und ob es mir überhaupt gelingt, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Die Gelegenheit dazu günstig. Während der einwöchigen Ausstellung war er
täglich von 17 bis 19 Uhr anwesend. Für ihn Nachmittag, für mich
schon früher Abend, keine gute Zeit für mich. Gut, ich hätte mich
auch mit ihm verabreden können. Aber das wäre nicht Blog, das wäre
Interview gewesen und am Ende hätte ich ihn abgefragt, was ich mir
vorher notiert hätte, weil ich mir unsicher war, ob das was wird mit
dem Mann, der unter seine Mails schreibt Saluti und seinen
Kopfstücken, wie er sie nennt, Titel gegeben hat wie Pommezzano
grosso, glimmerschiefer Blick, Kretakathi oder Il corallaio. Damit kalauernd auf Art und Herkunft des verwendeten Materials anspielend. Seht es Euch an auf seiner Website: Die Köpfe sind gut (wenn nur die komischen Namen
nicht wären, denke ich dann aber gleich wieder). Doch das ist nicht der Grund, warum ich nicht hingegangen
bin. Ich hatte zu sehr mit mir selbst zu tun, habe es immer noch,
schreibe das auch nur, um meine Finger beweglich zu halten, und wegen
der Vorgeschichte, die zu der Unsicherheit geführt hat.
Ausstellungseröffnung mit den beiden Tangotänzern. Arbeiten des unglücklichen römischen Fotografen.
Er hat ihn nicht empfohlen (man muss empfohlen werden von einem
Hausbewohner, um in der Kunstkammer zum Zug zu kommen). Er steht neben der Tür, die ins Innere des Hauses führt.
Großer, schlaksiger älterer Mann. Ausgebeulte Hosen,
Birkenstocksandalen. Seine Hausklamotten.
Keine Umstände. Er wohnt hier und ist einer der Initiatoren
der Kunstkammer, erfahre ich, während ich mich umhöre unter den
Gästen der Vernissage. Hin zu ihm. Und da stehe ich, während
er sich unterhält mit einer Frau seines Alters, um genau zu sein:
sie unterhält sich mit ihm, während er nur huldvoll ihr sein Haupt
zuneigt und dabei mitkriegt, dass ich da stehe, weil ich mit ihm
bekannt werden und mit ihm reden will, wie das eben so ist bei
Vernissagen, aber die Frau hört nicht auf und er lässt es geschehen
und denkt gar nicht daran, mich einzubeziehen, was er ja auch könnte.
Bis ich kurz davor bin, mich abzuwenden und dann ist das eben meine
Geschichte, wie es mir trotz großer Ausdauer nicht gelungen ist, an
einen der Initiatoren der Kunstkammer Friedenau heranzukommen.
Just da verabschiedet sich die Frau, ich stelle mich vor, gebe ihm
meine Biest zu Biest-Karte, er sagt, dass er mit Hilfe seiner Tochter
die Website der Kunstkammer macht. Er ist also der Hauptinitiator? Ja, aber auch wieder nicht. Die für seine Generation typische
Runterspielattitüde. Wenn mich etwas langweilt! Außerdem habe ich
keine Lust mehr, hier rumzustehen. Ich möchte das Gespräch mit ihm
aber bald fortsetzen, sage ich, als ich mich verabschiede. Die
Gelegenheit dazu wenige Wochen später bei der Vernissage von Mary Dunn. Die hat er empfohlen, er wird also auch die Rede halten.
Vielleicht ist er deshalb aufgeregt. Als er mich bemerkt, erkennt er
mich sofort wieder und strahlt mich an. Wieder muss ich erst
abwarten, bis sich sein Gegenüber ausgesprochen hat. Es
ist eine andere ältere Frau, die nicht ganz so ausdauernd ist
wie die vom letzten Mal. Ich gebe ihm zum Gruß die Hand und er sagt,
ich sei doch der Architekt, mit dem er sich so gut unterhalten habe neulich über ... - vergessen was, ich war ja auch nicht dabei, weil ich
nicht der Architekt bin. Ich sage ihm, wer ich bin: der mit dem Blog, Biest zu
Biest, und wann das war, als wir miteinander gesprochen haben. Das bringt uns
nicht weiter. Er ist enttäuscht, dass ich nicht der Architekt bin.
Ich schmolle ein wenig, weil ich bislang überzeugt war, alleine
schon wegen meiner äußeren Erscheinung unverwechselbar zu sein. Er
muss dann mal zu Mary Dunn. Ich könnte warten, bis er die Einführung
in ihre Ausstellung spricht. Danach wüsste ich mehr über ihn. Es wird sich eine andere Gelegenheit finden, denke ich und
verlasse die Vernissage vor seiner Rede. Ende der Vorgeschichte.