Samstag, 1. Dezember 2012

Kopfstücke


Bilder auf Stühlen - Köpfe auf Tischen & Zeichnungen, heißt es in der Einladugsmail. Wollte ich mir ansehen in der Kunstkammer Friedenau. Weil mich mehr noch als seine Arbeiten der Mann interessiert hat. Weil ich wissen wollte, was er für einer ist und ob es mir überhaupt gelingt, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Die Gelegenheit dazu günstig. Während der einwöchigen Ausstellung war er täglich von 17 bis 19 Uhr anwesend. Für ihn Nachmittag, für mich schon früher Abend, keine gute Zeit für mich. Gut, ich hätte mich auch mit ihm verabreden können. Aber das wäre nicht Blog, das wäre Interview gewesen und am Ende hätte ich ihn abgefragt, was ich mir vorher notiert hätte, weil ich mir unsicher war, ob das was wird mit dem Mann, der unter seine Mails schreibt Saluti und seinen Kopfstücken, wie er sie nennt, Titel gegeben hat wie Pommezzano grosso, glimmerschiefer Blick, Kretakathi oder Il corallaio. Damit kalauernd auf Art und Herkunft des verwendeten Materials anspielend. Seht es Euch an auf seiner Website: Die Köpfe sind gut (wenn nur die komischen Namen nicht wären, denke ich dann aber gleich wieder). Doch das ist nicht der Grund, warum ich nicht hingegangen bin. Ich hatte zu sehr mit mir selbst zu tun, habe es immer noch, schreibe das auch nur, um meine Finger beweglich zu halten, und wegen der Vorgeschichte, die zu der Unsicherheit geführt hat.

Ausstellungseröffnung mit den beiden Tangotänzern. Arbeiten des unglücklichen römischen Fotografen. Er hat ihn nicht empfohlen (man muss empfohlen werden von einem Hausbewohner, um in der Kunstkammer zum Zug zu kommen). Er steht neben der Tür, die ins Innere des Hauses führt. Großer, schlaksiger älterer Mann. Ausgebeulte Hosen, Birkenstocksandalen. Seine Hausklamotten. Keine Umstände. Er wohnt hier und ist einer der Initiatoren der Kunstkammer, erfahre ich, während ich mich umhöre unter den Gästen der Vernissage. Hin zu ihm. Und da stehe ich, während er sich unterhält mit einer Frau seines Alters, um genau zu sein: sie unterhält sich mit ihm, während er nur huldvoll ihr sein Haupt zuneigt und dabei mitkriegt, dass ich da stehe, weil ich mit ihm bekannt werden und mit ihm reden will, wie das eben so ist bei Vernissagen, aber die Frau hört nicht auf und er lässt es geschehen und denkt gar nicht daran, mich einzubeziehen, was er ja auch könnte. Bis ich kurz davor bin, mich abzuwenden und dann ist das eben meine Geschichte, wie es mir trotz großer Ausdauer nicht gelungen ist, an einen der Initiatoren der Kunstkammer Friedenau heranzukommen. Just da verabschiedet sich die Frau, ich stelle mich vor, gebe ihm meine Biest zu Biest-Karte, er sagt, dass er mit Hilfe seiner Tochter die Website der Kunstkammer macht. Er ist also der Hauptinitiator? Ja, aber auch wieder nicht. Die für seine Generation typische Runterspielattitüde. Wenn mich etwas langweilt! Außerdem habe ich keine Lust mehr, hier rumzustehen. Ich möchte das Gespräch mit ihm aber bald fortsetzen, sage ich, als ich mich verabschiede. Die Gelegenheit dazu wenige Wochen später bei der Vernissage von Mary Dunn. Die hat er empfohlen, er wird also auch die Rede halten. Vielleicht ist er deshalb aufgeregt. Als er mich bemerkt, erkennt er mich sofort wieder und strahlt mich an. Wieder muss ich erst abwarten, bis sich sein Gegenüber ausgesprochen hat. Es ist eine andere ältere Frau, die nicht ganz so ausdauernd ist wie die vom letzten Mal. Ich gebe ihm zum Gruß die Hand und er sagt, ich sei doch der Architekt, mit dem er sich so gut unterhalten habe neulich über ... - vergessen was, ich war ja auch nicht dabei, weil ich nicht der Architekt bin. Ich sage ihm, wer ich bin: der mit dem Blog, Biest zu Biest, und wann das war, als wir miteinander gesprochen haben. Das bringt uns nicht weiter. Er ist enttäuscht, dass ich nicht der Architekt bin. Ich schmolle ein wenig, weil ich bislang überzeugt war, alleine schon wegen meiner äußeren Erscheinung unverwechselbar zu sein. Er muss dann mal zu Mary Dunn. Ich könnte warten, bis er die Einführung in ihre Ausstellung spricht. Danach wüsste ich mehr über ihn. Es wird sich eine andere Gelegenheit finden, denke ich und verlasse die Vernissage vor seiner Rede. Ende der Vorgeschichte.