Entgegen meiner Gewohnheit setze ich
mich in der U-Bahn, um die Telefon-Streichler besser beobachten zu
können. Was machen sie, wenn sie mit dem Finger über die Displays
ihrer Smartphones streichen? Nicht wischen, wie es immer heißt. Ein
Streichen ist das, das bei dazu passender zärtlicher Miene wie ein Streicheln
wirkt. Obwohl vielleicht gerade nicht mehr passiert, als dass das
Telefonverzeichnis durchgeblättert, präziser: durchstreift wird.
Das allerdings Beobachtungen bei einer jüngeren und einer schon
etwas älteren Frau, die sich ihre Smartphones gerade erst
gekauft zu haben scheinen. Alle müssen eins haben und es werden Jahre vergehen,
bis sie gemerkt haben, dass sie nie mehr damit gemacht haben, als zu
telefonieren - und es zu streicheln.
Die radioaktiv markierten
Zuckermoleküle sind frisch geliefert worden und ich bin der Erste,
der welche bekommt. Der Arzt, der sie mir injiziert, trägt eine
schmale schwarze Hornbrille, und ist ein guter Typ. Füher hätte
einer wie er mir nicht gefallen. Heute morgen wäre ich gerne er.
Alleine schon deshalb, weil ich dann der wäre, dem die Bilder aus
der Röhre zur Analyse vorgelegt werden und nicht derjenige, der nach
zwei Stunden Stillhalten und einatmen, ausatmen, Atem
anhalten und jetzt wieder ganz normal atmen immer noch nicht weiß,
wie schlimm es ist.
Die Suhrkamp-Verlegerin lässt uns
nicht los. Viel Meinung und Tadel heute. Unbestritten: Siegfried Unseld wusste, was er tat, als er den Verlag seiner zweiten Frau
anvertraute. Inzwischen steht Suhrkamp so gut da, wie lange nicht. - Ulla Unseld-Berkéwicz, sie kann´s. Schauspielerin, Romanautorin,
junge Frau eines alten erfolgreichen Mannes, nur leider viel zu früh
verstorben, Witwe. Unterschätzt, angefeindet. Hat sie ausgehalten.
Jetzt nur noch der Tölpel Barlach mit seinem Drittel-Anteil. Kein
Gegner für sie. Für jemanden wie ihn gibt es Anwälte. Wenn sie
jemand zu Fall bringen soll, muss sie das schon selber machen.
Mit einem Insichgeschäft (sie vermietet ihre Villa zu
Repräsentationszwecken an ihren Verlag), wie es tausendfach gemacht
wird, man darf nur nicht dabei erwischt werden, wenn draußen ein
Barlach lauert. Jetzt steht ihre Position als Geschäftsführerin auf
dem Spiel und der Ruf ist sowieso ruiniert. Durchtrieben, aber nicht
durchtrieben genug, die Gier war größer als die Schläue, und das
alles zusammen so schandbar und klein, siehe den strengen Tadel von Jürgen Kaube.
Leitartikel-Strenge. Doch so ist das Leben nicht. Ich möchte sie nicht
gehen sehen. Ich wünsche sie mir in einer wichtigeren Rolle.
Suhrkamp ist fein, aber auch zu klein für so eine Frau. Keine
Ahnung, was es für sie sein könnte, auf jeden Fall müsste es etwas sein mit
mehr Strahlkraft in die Öffentlichkeit, so dass wir mehr von ihr
sehen und mehr von ihr haben.
Foto von 2004 via Wikimedia Commons: Fotografiert von Shannon.