Samstag, 17. Dezember 2011

KaffeeundKuchen


Der Galerist

Das Bild, das ich mir kaufen würde

Zwei kleine Bilder und ein mittleres hat Klaus schon verkauft. Heute Nachmittag ist die Malerin anwesend und der Galerist verteilt Kaffee und Kuchen, Apfelkuchen, wenn ich richtig gesehen habe. Ich komme zwanzig vor vier und man sieht es mir offenbar an, dass ich nichts trinken will und Kuchen essen auch nicht. Ulrike Hansen überreicht mir bei der Begrüßung einen der kleinen Kalender, die sie mit ihrem Mann jedes Jahr auflegt. Begehrter Fanartikel. Es freut mich, dass ich jetzt auch so einen Kalender habe. Und dass ich einen gekriegt habe wie jeder andere, der hereinkommt, das zeigt mir, dass nichts zurückgeblieben ist nach meinen Texten über sie (hier, hier und hier). Hätte sein können; sie hat nicht reagiert, nachdem ich ihr die Links geschickt hatte, und Klaus auch nicht. Doch das hat nichts zu heißen. Sie redet mit mir, sie antwortet, wenn ich sie etwas frage, und sie erträgt es, dass ich sie fotografiere. Das ist der zweite Grund, weshalb ich hier bin: So viel Text über Ulrike Hansen mit Atelierfotos, aber kein Foto von ihr. 

Die Künstlerin

Die Schwierigkeit: Ulrike ist sehr lebhaft. Und ich finde keine Anbindung an das soziale Ereignis. Ich kann nicht beiläufig agieren mit meiner Kamera, ich stehe am Rande als jemand, der sich vorstellt, dass er als aufdringlich und lästig empfunden wird mit seinem Kamerageblitze. In jeder anderen Szene würde ich mich zufriedengeben mit den Aufnahmen, die ich von Ulrike schon habe. Doch da ich zugleich nicht fertig werde damit, dass Klaus mir weder Kaffee noch Kuchen anbietet, und ich auch hier stehe, um herauszufinden, wie lange er das nicht tut, deshalb harre ich aus, bis ich diese Aufnahmen habe: 





Auf dem Nachhauseweg rede ich mir ein, dass Klaus mir wie jedem anderen, der in die Galerie gekommen ist, Kaffee und Kuchen angeboten hätte. Aber dass er es aus einfach zu erklärenden, mir nur unvorstellbaren Gründen unterlassen hat, und diese Gründe haben bestimmt zu tun mit etwas, das ich unwillentlich signalisiert habe. Das Kaffeeangebot hätte ich in jedem Fall abgelehnt, das Kuchenangebot nur vielleicht angenommen. Und am besten wäre gewesen, es hätte gar keinen Kaffee und Kuchen gegeben, dann müsste ich mich jetzt nicht mit dem Elend rumschlagen, dass mir nichts angeboten wurde. Dem Elend, das ein erzählerisches Elend ist: Schon wieder so eine Geschichte, wie ich sie nicht mehr erzählen möchte, aber jetzt erzählen muss, weil das mein Erlebnis war bei Gondwana heute Nachmittag: dass Ulrike schwer zu fotografieren war und dass mir weder Kaffee noch Kuchen angeboten worden ist. Was völlig überlagert hat die Hauptsache: dass zwischen mir und Ulrike alles gut ist; und mit Klaus vertrage ich mich ohnehin, ob er mir nun Kaffee und Kuchen anbietet oder aus welchen mir unvorstellbaren Gründen nicht. 

So sieht ein Bild von Jürgen Reichert aus, Ulrikes Mann,
der heute nicht da sein konnte


Herbstfeuer
Malerei
Ulrike Hansen
Jürgen Reichert

Noch bis 23.12.2011,  jeweils Mi - Fr von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung

Galerie Gondwana
Merseburger Str. 14
10823 Berlin
Telefon:
0151/56 50 49 67
030/754 555 02
info@galerie-gondwana.de
Kunst: © Ulrike Hansen, Jürgen Reichert
Fotos: © w.g.