Der Kunde fragt, ob sie ihm einen better price machen könne. Birgitt sagt, dass sie ihm entgegenkommen und von den für den Aluminiumrahmen veranschlagten 187 Euro ihm 7 Euro nachlassen könne. Aber mehr könne sie nicht tun für ihn. The work is the work ..., sagt sie in Englisch, elementarem Englisch. Und da hat er sie schon verstanden und bringt ihren Satz zu Ende: ... and the material is the material. – Und am Material kann sie ihm auf keinen Fall etwas nachlassen, ebenso wenig wie am Arbeitspreis. Denn seit 14 Jahren haben sie den Preis, den sie für eine Arbeitsstunde berechnen, nicht erhöht. Seit 14 Jahren, seit es den Laden gibt.
Wie viel berechnet ihr für eine Arbeitsstunde? – 28 Euro. – Und in Friedrichshain werden höhere Preise verlangt und gezahlt als in Schöneberg? Das hatte Birgitt zuvor zu dem Englischmann gesagt. Zu meiner Verwunderung, da ich annahm, dass hier die bürgerlichere Kundschaft sitzt. So ist es auch, sagt Birgitt, aber in Schöneberg, da haben die Leute schon alles, was sie brauchen; die sind schon eingerichtet, die kaufen sich allenfalls noch etwas dazu. Während die im Durchschnitt weit jüngere Kundschaft in Friedrichshain gerade beginnt sich einzurichten, und deshalb auch bereit ist, mehr Geld auszugeben und höhere Preise zu zahlen. Eigentümliche Logik. Aber die hat Birgitt sich nicht ausgedacht, sie kennt die Branche, sie beobachtet den Markt. Und ich interessiere mich nun plötzlich doch für Bilderrahmen, weil Birgitt mich gekauft hat, indem sie den Blog sponsert? – Im Gespräch gestern erkläre ich es noch mal so: Wenn ich mir ein Gemälde von einem Maler der Romantik an die Wand hängen würde, dann würde ich das selbstverständlich passend bei dir rahmen lassen, aber ... . Sie bringt den Satz zu Ende: … du würdest dir kein Gemälde von einem Maler der Romantik an die Wand hängen. – So ist es. Und wenn es nach mir geht, sage ich, müssen wir über mich und mein Verhältnis zu Bilderrahmen von nun an nie wieder sprechen. Ich will nur, dass meine Haltung als ehrenhaft und vertretbar respektiert wird. – Das sage ich, weil ich vor kurzem nämlich mal bei ihr eine Spitze gegen mich und mein Kulturniveau zu hören glaubte. Und deshalb sage ich jetzt noch Bauhaus und Minimalismus und Reduktion, bevor ich erkläre, was mir jetzt keiner glaubt außer ihr, denn sie kriegt es mit: Wie gerne ich in den Laden mit den vielen Rahmenmustern und der Werkstatt auf dem Hof komme und mit der Chefin rede. Kommendes Thema: Schöneberg und die Welt. Wie der kleine Laden in der Grunewaldstraße ein großes Hotel ausgestattet hat und einen berühmten Londoner Club.