Samstag, 10. Dezember 2011

Schüler

Im Treppenhaus Beifallklatschen aus der offenen Wohnungstür im obersten Stock. Uliane hat also schon angefangen mit ihrer Rede, in der sie ihre Schüler und ihre Arbeiten vorstellt. Sie hat nicht nur angefangen, sie kommt gerade zum Ende. Meine Schüler sind alle viel erfolgreicher als ich, sagt sie und ich denke, dass sie so schlecht doch gar nicht verkauft, und mit einer eigenen Koje auf der Art Basel Miami vertreten zu sein, kann auch heißen, dass man hinterher kein einziges Bild verkauft hat. Die meisten der Schüler, die Uliane gegenwärtig unterrichtet, wollen aber auch gar nicht von ihrer Kunst leben, sagt sie und dann spricht sie über einen, der es will. Sie traut es ihm zu, dass er das schafft. Da werdet ihr noch die Ohren anlegen, wie der sich entwickeln wird, sagt sie und alle lachen.



Mein Plan war, die Schüler vorzustellen mit dem, was Uliane über sie gesagt hat in ihrer Rede. Die habe ich nun verpasst. Was mache ich? – Sieben Schüler. Die jüngste ist dreizehn. Die älteste ist im Ruhestand, in einem Alter, in dem man Frauen nicht nach ihrem Alter fragt. Eine andere Schülerin frage ich, indem ich zu ihr sage, Sie sind in einem Alter, da darf ich noch fragen. – Sie ist 44, sagt sie und lacht dann über mein verdutztes Gesicht, weil ich sie für jünger gehalten habe. Später das Gleiche noch mal, jetzt erweitert um die eben gemachte Erfahrung. Wieder sage ich: Sie sind noch so jung, dass ich nach Ihrem Alter fragen darf. - Sie: Wo ist denn die Grenze? - Ich: Bei 44, habe ich gerade gelernt. - Sie: Ich bin 43. - Wir lachen und dann erzählt sie, dass sie als Modedesignerin gearbeitet hat, 6 Jahre in Paris, 13 Jahre in New York, und das Kindermädchen hat ihr Fotos von ihrer Tochter gemailt, weil sie mehr beruflich unterwegs als zu Hause war. Jetzt lebt sie mit Mann und Tochter in Berlin und will noch einmal was Neues anfangen, Kunst machen und davon auch leben. Ich frage alle Schüler danach, wie Uliane so ist als Lehrerin. Könnte ich genau so gut lassen. Denn alle finden sie nur wunderbar. Und so äußert sich auch die ehemalige Modedesignerin. Sie erwähnt dann aber noch, dass sie einmal mitgekriegt hat, wie hart Uliane sein kann. Die betroffene Schülerin ist danach nicht wiedergekommen und sie selbst weiß seither, wie viel ein Lob Ulianes wert ist. 

Beate Arens

Alter bleibt ein Thema an diesem Abend. Der 33jährige fragt mich, ob ich glaube, dass er noch eine Chance hat an der Kunstakademie in seinem Alter. – Keine Ahnung, antworte ich. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie an einer Kunstakademie so unorthodox sind, dass ihnen das Alter egal ist, wenn sie bei jemandem ein Talent sehen und den unbedingten Willen erkennen, daraus etwas zu machen. XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
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Text gelöscht auf Wunsch des Schülers. 
  Bild gleich mit, weil er er meinte, es sei
durch einen Irrtum in die Bildauswahl
für die Einladungskarte gekommen, an
die ich mich gehalten habe. 
                                    
Ihn hätte ich für Anfang 50 gehalten, doch er ist Anfang 60, wie er gleich stolz erklärt, noch bevor er mir erzählt, was er beruflich macht: politischer Beamter ist er, Abteilungsleiterebene, Bildungspolitik. Vorher in der Landeshauptstadt Kiel, jetzt Bundeshauptstadt. In Kiel hatte er Malunterricht bei Ulianes Schwester Brigitta. – Ach! Und der Unterschied zwischen den beiden? – Ist deutlich. Die Schwester kommt von der Grafik her.  – Heißt? – Uliane ist freier in ihrer Kunstauffassung und das zeigt sich auch im Unterricht. – Und wie haben Sie es geschafft, immer noch so jung auszusehen? – Ich habe nichts dafür gemacht, antwortet er abwehrend und meint Botox und Chirurgie. - Hätte ich auch nicht gedacht. So sehen Sie nicht aus. – Ich jogge. – Und Sie malen. Täglich? – Nein, dafür reicht die Zeit nicht, sagt er. Einmal die Woche malt er, im Unterricht bei Uliane.

Werner Klein

Bei ihr frage ich nicht nach dem Alter. Als ich mich bei ihr nach Ulianes Auftreten als Lehrerin erkundige bringt das keine neuen Erkenntnisse. Und dass ich an ihrem Akzent erkenne, dass sie aus Südwestdeutschland kommt wie ich, das freut sie deutlich mehr als mich. Es ist nur so, dass ich in dem Spiel: von wem der Schüler würde ich mir eine Arbeit kaufen? mich ganz klar für eine Arbeit von ihr entscheiden würde. Das war schon klar, als ich die Bildausschnitte auf der Einladungskarte gesehen habe. Und das hat mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun. Dem liegt kein Qualitätsurteil zugrunde. Deshalb spiele ich jetzt noch ein Spiel, indem ich die Präsentation in alphabetischer Reihenfolge fortsetze und offen lasse, welche der folgenden Arbeiten mir am besten gefällt.

Ursula Kornfeld

Linde Milde

Bianca Raue

Letzte im Alphabet ist Leonie, die Dreizehnjährige. 


Leonie Rösler

Von ihr noch ein zweites Bild. Nach einem Zoo-Besuch schenkt sie dem gefangenen Tier in ihrer Zeichnung die Freiheit.



Schülerausstellung 2011
Atelier Uliane Borchert
Bis 24. Dezember 2011
Belziger Str. 24
10823 Berlin
030 782 27 64
Besuch nach Vereinbarung
Kunst:  © Arens, Xxxxxx, Klein, Kornfeld, Milde, Raue, Rösler.
Fotos: w.g.