Samstag, 24. Dezember 2011

Relevant


© Galerie Gilla Lörcher

Still wie Stillleben. Keine Ausstellungseröffnung. Kein Atelierbesuch. Und Natasa (sprich Natascha) ist über die Feiertage zu Hause in Serbien. Danach wird sie in Israel sein, um zu recherchieren für ihre Magisterarbeit. Was mit Holocaust. Kunst im Kontext studiert sie an der UDK. Zweitstudium. Ziel: Promotion. In Belgrad hat die 29jährige schon ein Kunststudium abgeschlossen. War es Malerei? Auf jeden Fall vermisste sie da die Relevanz, die gesellschaftliche, die politische. Und deshalb hatte ich die richtige Intuition, sie als meine Blindenführerin zu gewinnen für die Ausstellung Yeni Aya Cevaben / Responding to the New Moon / Antworten auf den Neumond: Prologue, mit der ich beim ersten Ansehen null anfangen konnte, wegen des unübersehbaren Anspruchs der ausstellenden Künstler, gesellschaftlich und politisch relevant zu sein. Natasa hat zugestimmt, sich die Ausstellung mit mir anzusehen. Doch dann war es letzten Donnerstag und sie hatte sich immer noch nicht gemeldet. Also wollte ich mich alleine auf den Weg in die Pohlstraße machen und gleich auch noch bei Contemporary Art reinschauen. Dann habe ich auf der Website von Gilla Lörchers Galerie gesehen, dass just an diesem Tag ihre Galerieferien beginnen und den schönen Aufmacher habe ich entdeckt. Den will ich in meinem Blog haben, dachte ich mir, und zu Tanja Wagner gehe ich noch mal, wenn die Ferien von Gilla Lörcher am 6.1.2012 vorbei sind. Aber nun hatte ich diese Woche gar keine Kunst zum Zeigen im Blog. Was habe ich gemacht? Geplündert und improvisiert. 

  ©  Natasa Tepavcevic

Mit gesellschaftlichem, politischem und obendrein noch Bezug zum Datum von heute dieser Cartoon auf einer älteren Website NatasasAuf einer aktuellen Seite stellt sie sich vor mit dem Satz: I am Natasa Tepavcevic, Berlin based, visual, multimedia, text-based artist from Serbia. – Text-based art? – Beispiel:  

© Natasa Tepavcevic

Cut to: Karina Schönthaler Pośpiech. Als Künstlerin tritt sie auf mit ihrem polnischen Mädchennamen, als Architektin mit dem angeheirateten deutschen Namen ihres Mannes. Jetzt in ihrer deutsch-polnischen Mail mit Doppelnamen und zu den guten Wünschen für die Feiertage gibt es dieses Foto aus ihrer Heimat: 

Ein Restaurant in Gliwice/ Oberschlesien 2011
Restauracja w Gliwicach/ Górny śląsk 2011
© Karin Schönthaler Pośpiech

Auch Karina ist eine Relevanz-Künstlerin: nach ihrer Video-Installation über polnische Putzfrauen in Berlin hat sie einen Handyfilm über polnische Obdachlose in Berlin gedreht und deren Schicksal lässt sie nicht mehr los. Letzte Woche hat sie eine Mail weitergeleitet mit der Aufforderung. sofort den Kältebus anzurufen, wenn wir nachts einen Obdachlosen auf der Straße sehen. Ich mache mich lustig über die Relevanz-Kunst? – Ja. Aber nicht über die Kältebus-Initiative

Wenn ihr des nachts in Berlin Obdachlose auf der Straße seht, wählt bitte die Nummer 0178/523 58 38 und es kommt der Kältebus vorbei, um sie vor dem Kältetod zu bewahren. Gleich die Nummer einspeichern. Die Aktion läuft bis zum 31. März. **Bitte postet das weiter.
If you see a homeless person at night somewhere on the streets this winter, please dial 0178/523 58 38, so that the 'Kältebus' (a small van to transport people to some warm shelter) can come by and help, and no-one freezes to death out there. Save the number now. This action will go through till March 31st. Please spread the word.

Mehr über Karina Pośpiech hier und hier.