Zu einem Lacher hat es nicht gereicht. Ein Lächeln war es. Das Lächeln am Morgen, als ich im Posteingang die Antwort gesehen habe von Gunu Kim auf meine Mail von gestern Abend an ihn. Dear Gunu, hatte ich geschrieben und das nicht mal tapsig zutraulich: nachdem wir uns zweimal getroffen und gesprochen hatten miteinander und ein Mal hin- und her gemailt, wollte ich nicht so unpersönlich sein wie in meiner ersten Mail, bei der ich die Anrede weggelassen habe, weil mir keine förmliche und trotzdem nicht steife Anrede eingefallen war. Dear Gunu, hatte ich deswegen geschrieben. Überlegt und trotzdem unbedacht, wie mir Gunu in seiner Antwort zu verstehen gab, indem er zurück schrieb:
Thank you! Mr. Gensheimer. –
Thank you hat nichts zu bedeuten, das hat er nur geschrieben, um rein zu kommen in den Text, denn es gab nichts, wofür er sich zu bedanken hatte. Worauf es ankommt ist:
Mr. Gensheimer. Mr.! Nichts mit Dear und Vorname. Verstanden! Akzeptiert. So wird es gemacht, Mr. Kim. Aber das war noch nicht das Lächeln. Das war nur das Oh! Das Lächeln kam so: Als ich gestern Nachmittag noch mal in der Galerie war, hatte er mich gefragt, ob ich sein Englisch wieder so schlecht verstehe (er hatte sich offenbar
mein Posting über ihn übersetzen lassen), und ich hatte geantwortet, heute ist es etwas besser, ich beginne mich einzuhören. Darauf hat er erzählt, dass er im französischsprachigen Teil Kanadas gelebt hat und sein Englisch dort geprägt wurde. Später hat er noch erwähnt, dass er schon zehn Mal in Indien war. Die Steine in dem Objekt, das mir von allen seinen Arbeiten am besten gefällt, die hat er am Strand in Taiwan gefunden. Und nicht nur dort war er, auch in Großchina; ganz Asien hat er bereist. Jetzt lebt er in Berlin, in der Nähe vom Potsdamer Platz, und ich bin beeindruckt: ein Weltbürger! Als den werde ich ihn vorstellen. Dazu muss ich es allerdings genauer wissen: wo war er wann und wie lange und da fällt mir ein, ich weiß gar nicht, wie alt er ist und woher aus Korea er kommt. Deshalb bitte ich ihn, mir seine Kurzbiografie zu schicken und frage, was er gemacht hat in Kanada und in Taiwan und was ihn so fasziniert hat in Indien, dass er schon zehn Mal dort war. Und was antwortet er darauf, nachdem er das mit dem Mr. Gensheimer geklärt hat?
Just I love travelling …
Then see you again …
Tschüss
Das war das Lächeln heute Morgen. Er reist einfach gerne. Und wie alt er ist und wo geboren und zu seiner Ausbildung, nach der ich auch noch gefragt hatte, dazu kann er nur sagen: Then see you again … Tschüss
Gunu Kims Kunst ist Glass Art, Glaskunst. Auf seiner Visitenkarte bezeichnet er sich als kiln glass artist (kiln = Brennofen). Was das bedeutet, was er genau macht, beschreibt er in einem ins Deutsche übersetzten Text:
Für den Großteil meiner Arbeit benutze ich eine Technik namens kiln forming. Ich schneide das Glas in Stücke, arrangiere den Entwurf und brenne diesen anschließend im Ofen. Das Stück wird für ca. 22-24 Stunden bei einer Temperatur von 900 bis 1000 Grad Celsius gebrannt. Temperatur und Brenndauer hängen von Größe und Entwurf ab. Ich brenne die Stücke normalerweise zwischen zwei- und sechsmal, große Stücke benötigen zwischen drei und vier Tagen bis zur Fertigstellung. (...)
In dem zitierten Text stellt er auch die Mythologie dar, mit der er seine Arbeiten erklärt. Wer es genau wissen will, am besten ihn selbst fragen, ich bin nicht schlau geworden aus seinen Erzählungen, habe ihm aber sehr gerne zugehört.
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Keine Glaskunst: Das Objekt mit den Steinen aus Taiwan |
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Glaskunst. Sacrifice. Opfer. Im Sinne von to give. Geben.
Für jemanden anderen etwas tun. |
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Glaskunst und ja, da ist eine Nabelschnur |
Zum kunsthistorischen Hintergrund von Gunu Kims Glaskunst siehe den Wikipedia-Artikel Studio glass.
Die Rückkehr des Lebens
Eine Ausstellung von Gunu Kim
Bis 10. November 2011
Galerie Under The Mango Tree
Merseburgerstraße 14
10823 Berlin
030 787 184 75
mini.kapur@utmt.net
Fotos: © Gunu Kim