Reduktion, hat er gesagt, nachdem er sich entschieden hatte, an den Längseiten des großen Ausstellungsraumes nur jeweils ein Bild aufzuhängen: Basiscamp und Jungekommwieder. Da habe ich gedacht: Ach du liebe Zeit! Was macht er jetzt mit den anderen Bildern? Will er die jetzt alle in den kleinen Ausstellungsraum zwängen? Hoffentlich überlegt er sich das noch mal anders. Und das dürfte in etwa auch das gewesen sein, was der Galeristin durch den Kopf gegangen ist. Er hat es sich nicht anders überlegt. Am nächsten Tag hängen im vorderen Raum an den Längseiten nur die zwei Bilder und im Nebenraum ist ein solches Gedränge, dass man als Betrachter meint, mit der Nase auf die Bilder gestoßen zu werden. Er weiß, dass der Galeristin das nicht gefällt. Aber sie wollte es nun mal ihm überlassen, seine Bilder zu hängen, und er hat alle Kombinationen ausprobiert, keine hat ihn überzeugt, und deshalb hängt jetzt nur jeweils ein Bild an den Längsseiten und rechts und links ist reichlich leere Wand. – Du wolltest die beiden Arbeiten damit sicher auch herausheben. – Nein, gar nicht. Aber alles andere hat nicht funktioniert und da musste ich reagieren. – Mit einer kompromisslosen Entscheidung: Reduktion.
Eiscreme Mischtechnik auf Baumwolle/Transportdecke 140 x 235 cm 2tlg. 2011 |
Was ich mache, sind gemalte Collagen. – Das Material der Collagen sind Fundstücke. Fotos, die Gerit entdeckt in Zeitungen, Magazinen, Bildbänden, im Internet, manchmal sind es auch Fotos, die er selbst macht. Die sammelt er und wenn er eine Arbeit beginnt, dann fängt er damit an, dass er solch ein Foto mit dem Episkop auf die Leinwand projiziert und es – nicht abmalt –, sondern vielleicht nur einen Umriss nachzeichnet oder ein Detail kopiert, um so einen Ausgangspunkt zu schaffen und einen Einstieg zu bekommen in einen Malprozess und in die Bildwelt, die nun entsteht. Das meint er, wenn er sagt: Ich fange an einer Stelle an und dann bin ich nur noch am Reagieren. Heißt, dass es von nun an nur noch richtige oder falsche Antworten gibt auf die Frage: Was braucht das Bild, um ein gutes Bild zu werden? - Was das Bild braucht, ist ein Raum. Den findet er nicht in seinem Material, den projiziert er nicht, den baut er im Bild, manchmal mit ganz einfachen Mitteln; siehe die gelben Streifen in Eiscreme. Der Raum schafft eine Bühne. Die kann er jetzt bespielen mit weiteren Figurationen. Wo guckt der Spießer in seinem Schrebergarten mit den Bierflaschen in Händen hin? Wo guckt der hin? Auf einen Clown, der sich im Gras rekelt. Warum ein Clown? Weil Gerit ihn sehen will da im Gras. Weil der Clown die einzige richtige Antwort darauf ist, was dem Bild noch fehlt, um ein gutes Bild zu werden. Ich vergröbere. So einfach ist es nicht. Auch wenn Gerit selbst es so einfach erklärt. Weil er damit klarmachen will: Es geht bei mir nicht um Themen, Ideen, Visionen. Das interessiert mich nicht. Und ich denke mir auch nichts aus, ich phantasiere nicht. I c h m a l e. Es geht mir immer nur um das Bild. Das Bild hat bei mir immer das letzte Wort. Und was sagt, was will das Bild? – Das hatten wir schon: Das Bild will ein gutes Bild sein. – Und was ist ein gutes Bild? Das hatten wir noch nicht. – Antwort Gerit: Ich male das, was ich selbst gerne sehen würde.