Biest zu Biest: Weiner

Wie fühlt es sich an, eine Frau zu sein? – Nicht, wie fühlt es sich an, Corinna Weiner zu sein, verheiratet mit einem Mann, der auch Maler ist und mitkommen wollte zur Eröffnung ihrer Ausstellung (wir hatten extra einen Babysitter organisiert), aber jetzt liegt der Mann krank zu Hause im Bett und die beiden Jungs (2 und 3 ½) hüpfen auf ihm herum, und es stimmt, dass sie in den letzten Jahren, seit sie die Kinder bekommen hat, nicht mehr so präsent war – keine Ausstellungen gemacht hat, aber gemalt hat sie immer weiter, alle ausgestellten Bilder sind neu, und ja, die schwarzen Lackschuhe sind autobiografisch, die hat sie mal getragen vor ein paar Jahren. Doch um das Biografische geht es Corinna nicht. Um Malerei geht es ihr. Um die Frage: Wie fühlt es sich an, eine Frau in einem Atelier zu sein? Und: Wie fühlt es sich an, eine Frau in einem Bild zu sein?

Weißer Rock oil on canvas 60 x 80 cm 2012

So fühlt es sich an, eine Frau in einem Bild zu sein.

Smartphone Akt oil on synth. leather 80 x 65 cm 2011

Und so fühlt es sich an, eine Frau in einem Bild zu sein, die eine Malerin ist in ihrem Atelier und sich fotografiert in einem Spiegel, der sich dort befindet, von wo sich unser Blick auf die nackte Frau mit dem Smartphone in der rechten Hand richtet. Unser Blick ist der Spiegel, in dem sie sich sieht. Wenn man so will. Wenn man das Bild löst von der Anekdote über seine Entstehung.

Das Bild, das ich kaufen würde. – Das Rote rechts unten ist kein Blut, wie ich erst dachte, es ist aus der Tube gedrückte Farbe. – Ich würde das Bild trotzdem kaufen.

o.T. oil on canvas 70 x 60 cm 2011

Nachträglich kommt es mir aufdringlich vor, dass ich Corinna gebeten habe, sich neben das Bild mit ihrem schwarzen Lackschuh zu stellen. Das Bild so tief zu hängen, war allerdings die Idee der Galeristin.