Donnerstag, 7. Juni 2012

Meese


Der Künstler, der in seinem Atelier nicht genug zu tun hat, wird entweder Kunstprofessor oder Schwätzer. Die Option, sich täglich zu besaufen, wird hingegen immer seltener gewählt, wie auch auf Baustellen längst nicht mehr so viel Bier getrunken wird, wie es für den Beruf des Maurers einst typisch war. Der Hinweis, dass Hitler als Künstler begonnen hat und erst, als er mit seiner Kunst nicht mehr weitergekommen ist, den Hitler aus sich gemacht hat, der dann in Deutschland die Massen begeisterte, dieser Hinweis ist wie jeder Hinweis auf Hitler geistlos und humorlos außerdem noch, wenn ich den Hinweis gebe im Zusammenhang mit Jonathan Meese, denn natürlich spielt er nur, selbst wenn er mit dem Nazigruß auftritt, spielt er nur, und viel mehr spielt er mit der Empörung, die er damit erregt, als mit der nationalsozialistischen Geste selbst, nehmen wir zu seinen Gunsten an und möchten ihm dennoch dafür in den Arsch treten oder eine vor den Latz knallen und für seine goebbels(fresse)artigen Anti-Demokratie-Tiraden  gleich noch mal. Ganz egal, ob es ihm da gar nicht um Demokratie oder Nicht-Demokratie geht, sondern um die Reaktion des Publikums, das er nun aber nicht wie mit dem ekligen Nazigruß herausfordern will - beliebt will er sich machen mit seiner Hetze gegen Demokratie. Weil es werden immer mehr, die so denken, wie er redet. Und darauf hinzuweisen, dass das schon einmal so war, ist weder geistlos noch humorlos. Man kann es gar nicht oft und laut genug tun.