Zum letzten Mal Ausstellungseröffnung in der 18m Galerie. Julie August hört auf. Mit dem Schlusspunkt erfüllt sie sich einen lange gehegten Wunsch: sie zeigt eine Fotoserie der von ihr sehr hoch eingeschätzten Beatrice Minda. Tea time in Tehran. Exploration eines verlassenen großbürgerlichen Hauses. Vorstellung: Bis vor kurzem haben sich hier wöchentlich ältere Damen zum Tee in Louis XVI-Fauteuils niedergelassen und vom feinen Teheraner Zuckergebäck genascht, während draußen die iranische Revolution die Lebensverhältnisse veränderte.
Die Fotos interessieren mich so sehr nicht, dass ich gar nicht auf die Idee komme, die renommierte Fotografin anzusprechen, um herauszufinden, was das für eine ist, die solche Bilder gemacht hat während ihrer fotografischen Entdeckungsreisen durch Privathäuser in der islamischen Republik Iran 2010 und 2011 - und während im Iran Menschen gefoltert und ermordet werden wegen ihrer politischen Überzeugungen oder ihrer sexuellen Präferenzen.
Politisch obszöne Idyllisierung. Kunstfotografie mit Ansage. Bin ich zu schlicht? Entgeht mir etwas? Julie fragen? Oder lieber die wehmütige Abschiedsstimmung nicht verderben? Bisher war jede Ausstellung in der 18m Galerie eine Entdeckung für mich. Du bist für mich die inspirierteste Galeristin im weiten Umkreis, habe ich zu Julie gesagt. Du hast alles, was den anderen Galeristen fehlt. – Nur nicht genug Geld hat sie verdient mit ihren Verkäufen. Wenigstens so viel, dass sie ihre Kosten hätte decken können: für die Drucksachen und ihren Versand und für den Transport der Exponate. Wenn es künftig statt der Galerie den 18m Salon geben wird, ein Mal im Monat, immer am 18., dann wird sie die Einladungen nur noch per E-Mail versenden und Kunst wird sie auch immer mal wieder ausstellen, aber es wird auch Lesungen geben oder Salongespräche oder Buchvorstellungen. Die erste Buchvorstellung, wenn sie das 18m Galerie-Buch präsentiert, in dem sie auf die jetzt zu Ende gegangenen sieben Jahre zurückblickt. Als Ausstellungsmacherin wird sie uns nicht verloren gehen. Seit kurzem gehört sie dem Vorstand des Frauenmuseums an und ist dort auch als Kuratorin aktiv. Schon diese Woche zu besichtigen in der Galerie des Rathaus Tempelhof, wenn am Donnerstag, 22.03. um 19 Uhr die Ausstellung HEIM_SPIEL mit 12 Schöneberger Künstlerinnen eröffnet.
Es hatte sich schon herumgesprochen, dass es die letzte Eröffnung sein wird. Betretene Mienen? So richtig traurig schien niemand zu sein. Und Julie schon gar nicht. Gut gelaunt und aufgekratzt stellte sie die Künstlerin vor, gab dann ihren Abschied bekannt und verteilte anschließend original-iranisches Teegebäck an uns. Befreit wirkte sie. Es waren eben nicht nur die Kosten, es war auch viel Arbeit, die sie von ihrer Arbeit als Grafikerin, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdient, abgehalten hat. Freuen wir uns auf die Salonabende, die es ab Mai geben wird. Im April gibt es noch einmal die Fotoserie von Beatrice Minda! Mir hat sie nicht gefallen. Hingehen und selbst gucken!
Tea Time in Tehran
Fotografien von Beatrice Minda
Geöffnet am 18. April ab 18 Uhr sowie zum Gallery weekend Berlin am 28. und 29. April jeweils von 14 - 17 Uhr. Und nach telefonischer Vereinbarung.
Julie August
030 88 70 29 04 oder 0163 88 70 29 0
Akazienstraße 3
2. OG
10823 Berlin
look@18m-galerie.de
Kunst: ã Beatrice Minda
Fotos: ã w.g.