Am Dienstag treffe ich Julie August, als sie gerade aus dem Blumenladen in ihrer Nachbarschaft kommt, wo sie eine Valentinstag-Blume für ihre Tochter gekauft hat. Wir verabreden, dass ich zu ihrer nächsten Ausstellung einen Vorbericht machen werde und sie dazu vorher besuche. Aber jetzt bin ich erst mal gespannt auf das Künstlerinnengespräch, das sie am 18. mit den beiden Künstlerinnen der aktuellen Ausstellung machen wird, mit Janina Wick und Katrin Connan. Gespannt, wie Julie das aufziehen wird, wie sie mit den beiden redet. Mal erleben, wie jemand anderer fragt und ob Julie mehr herauskriegt als ich in meinen Interviews. Mit Janina habe ich beim ersten Termin der Vor-lauter-Purpur-Ausstellung schon gesprochen. Katrin Connan war damals nicht dabei. Sie lerne ich dieses Mal kennen, werde sie und Janina dann zusammen erleben und kann die beiden danach fragen, was mir im Januar nicht klar geworden ist: weswegen sie zusammen ausstellen. Was ist eure Gemeinsamkeit? könnte ich sie erst mal ganz platt fragen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen nach dem Künstlerinnengespräch mit Julie. Eine halbe Stunde soll es etwa dauern, hat sie in ihrer Mail-an-alle am Donnerstag geschrieben. Um 18 Uhr öffnet sie, gegen 19 Uhr soll das Künstlerinnengespräch beginnen. Ich bin etwas spät dran. Es ist schon nach halb sieben, als ich zu Hause losgehe. Fünf Minuten bis zur Akazienstraße 30. Gegenüber dem Hauseingang stehen zwei Frauen im Alter der beiden Künstlerinnen und unterhalten sich. Wollen die auch rein? Ich läute. Eine der beiden Frauen hat einen Schweizer Akzent. Wieso wird die Tür nicht geöffnet? Ich habe noch nie zweimal läuten müssen bei der 18m Galerie. Hat das Künstlerinnengespräch schon begonnen und keiner der BesucherInnen übernimmt es, den Türöffner zu betätigen? Ich läute ein zweites Mal. Ich blicke zu den beiden Frauen am Rand des Bürgersteigs, von denen die eine einen wirklich schönen Schweizer Akzent hat. Nichts. Warum rührt sich denn da nichts, frage ich mich und die Antwort kommt prompt von mir selbst, denn in diesem Augenblick fällt es mir ein: Weil heute der 19. ist, das Künstlerinnengespräch war gestern. Nein! Doch, gestern war der 18.! Nachdem ich mir das klar gemacht habe, ist mein erster Gedanke: Wie stehe ich jetzt da vor dem Blog? Sonst ist es einfach nur eine Dämlichkeit, die passieren kann. Ich denke nicht, dass das der Beginn eines Demenz-Schicksals ist. Ich glaube in diesem Fall auch nicht an ein Spuken meiner tieferen Bewusstseinsschichten. Es ist nicht einmal eine dumme Geschichte. Ich habe mich vertan, kein Drama. Schade ist es. Und erzählt habe ich es nur wegen der paar Leute, die sich am Samstag vielleicht gefragt haben, warum ich nicht da war.