Dienstag, 14. Februar 2012

Kakao

Ich glaube, er war schwer in mich verliebt und hoffte, dass ich zu ihm kommen würde ...
Ich habe zugestochen, mehrfach. Ich habe alles kaputt gemacht. Ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Ich war in dem Moment nur so wütend ...
Nicole S. (32) hatte nie vor, ihren Mann wegen Markus R. (36) zu verlassen. Ihr Ehemann ist Internist. Sie Krankenschwester. Markus R. ist Patient ihres Mannes, als sie sich in dessen Praxis kennenlernen. Nicole gefällt Markus. Sie ermutigt ihn. Er verliebt sich in sie. Markus R. ist Börsenmakler in Frankfurt, die Wochenenden verbringt er in seiner Heimatstadt Bochum. Nicole S. erzählt ihrem Mann, dass sie eine Freundin besucht, wenn sie sich mit Markus trifft. Für ihn ist es Liebe, für Nicole ist es eine Affäre, nicht ihre erste Affäre, seit sie verheiratet ist. Doch dann wird sie schwanger, am 22. August bringt sie einen Jungen zur Welt. Markus ist überzeugt davon, dass das Kind von ihm ist. Er will das Kind, er will, dass Nicole ihren Mann verlässt. Sie will bei ihrem Mann bleiben. Er verlangt einen Vaterschaftstest und droht, die Affäre auffliegen zu lassen. Das empfindet sie als eine Bedrohung. Eine Bedrohung für mich und meine Familie, sagt sie. Am 2. September verabredet sie sich mit Markus zum Fußballgucken. Ihrem Mann hat sie wieder gesagt, dass sie eine Freundin besucht. Markus hat zum Fernsehen ein Deutschlandtrikot angezogen. Sie bringt ihm Kakao mit Amaretto mit. In dem Getränk hat sie Beruhigungstabletten aufgelöst. Ich wollte meine Ruhe haben, hoffte, dass er das ganze Wochenende schläft. Als das Beruhigungsmittel zu wirken beginnt, wird Markus argwöhnisch und fragt, ob etwas im Kakao war. Seine Sprache wurde verwaschen, sagt sie später aus. Er war wackelig, torkelte. Sie bringt ihn ins Bett und dann spritzt sie ihm Morphium. Zwei bis drei Ampullen, sagt sie. Ich wollte ihn nur ruhigstellen. Das brachte mich aber auch nicht weiter. Sie geht in die Küche, um ein Messer zu holen. Sie wählt ein Käsemesser mit einem leicht abgewinkelten roten Plastikgriff und einer 16 cm langen Klinge. Damit wollte ich sein Trikot aufschneiden. Ich ging zurück, habe das Messer benutzt, mehrfach. 14-mal sticht sie zu, zweimal trifft sie direkt in sein Herz. Ich weiß nicht mehr, was ich getan habe. Dann war ich erleichtert, habe eine Zigarette geraucht.

Ein posthum durchgeführter Vaterschaftstest ergibt, dass Markus der biologische Vater des Kindes ist. Der jetzt knapp sechs Monate alte Junge lebt beim Ehemann von Nicole S., der gesetzlicher Vater des Kindes ist.