Mittwoch, 15. Februar 2012

Omar




So sah ich ihn draußen sitzen bei der Eiseskälte, als nichts mich dazu bringen konnte, meine Handschuhe auszuziehen und die Kamera aus der Manteltasche zu holen. 

Na, du Eskimo! wollte ich ihn vorgestern begrüßen, habe es mir dann aber aus Gründen von Political Correctness verkniffen. Als ich ihn gestern wieder rauchend vor dem Café Sud sitzen sah, war es endlich möglich, wenigstens mal kurz ohne Handschuhe zu sein:
Darf ich dich fotografieren für meinen Blog?
Ja, warum nicht.
Es hat mich so beeindruckt in den letzten Wochen, wie du hier draußen in der Kälte gesessen hast, als wäre nichts.
Ich lebe seit 44 Jahren in Deutschland. Kälte macht mir nichts aus. Obwohl ich aus einem der heißesten Länder Afrikas komme.
Woher noch mal?
Sudan. Vor ein paar Jahren war ich mal dort im Sommer. Ich habe es kaum ausgehalten.
Die Hitze dort ist schlimmer als die Kälte hier?
Ja.
Du bist sehr gut zu fotografieren.
Das höre ich gern.
Wirklich. Keine Höflichkeit. Bei manchen Leuten muss ich 50 Bilder machen, damit ich ein gutes kriege. Bei dir mache ich drei und alle sind gut. Schau!


Ich zeige Omar auf dem Kamera-Display die Fotos, die ich eben von ihm gemacht habe. Ein Mann steigt vom Fahrrad und guckt zu mir her, als ob ich ihn kennen würde. Er zieht seine Wollmütze ab und lächelt. Ich kenne ihn nicht.
Im Frühling fotografiere ich dich wieder, sage ich zu Omar und gebe ihm meine Karte mit der Biest-Adresse, damit er sich seine Fotos im Internet angucken kann. So einfach.