Mary Dunn wurde 1950 in Chicago geboren. Als kleines Mädchen hat sie im Art Institute of Chicago die Thorne Rooms besucht. Angeregt von den dort ausgestellten Miniaturen historischer Interieurs hat sie sich eine eigene Miniaturwelt gebastelt. Mit ihren Puppenhäusern hat sie, was sie im Museum gesehen hatte, naiv kopiert. Bis sie eines Tages auf die Idee kam, das Spiel mit dem Maßstab zu variieren, nicht nur zu verkleinern, sondern auch zu vergrößern, und sich dafür Gegenstände aus ihrer Umgebung vorzunehmen. Da ist Mary Dunn vom spielenden Kind zur Künstlerin geworden.
Chanel Bag, Marmor, 2.000 Euro. Tan Shoes, Kalkstein, 1.100 Euro. - Was bedeutet tan? - Na, die Farbe. Dunkelbeige, hellbraun. Das habe ich aus einem Song. Tan shoes with pink shoelaces. - Das ist schön. Hätten Sie das doch genommen als Titel. - Mary Dunn lächelt milde. Was eine Künstlerin sich alles anhören muss bei einer Vernissage.
Kitsch? - Die Frage beantworte ich mir selbst, indem ich aufhöre, sie mir zu stellen. Sie verliert sich, je länger ich mich zwischen den von Mary Dunn geschaffenen Gegenständen bewege.- Können Sie sich damit identifizieren, wenn ich sage, das ist reinste Pop Art, was Sie machen? - Oh ja! - Folgt Name Dropping von Künstlern, denen sie sich nahestehend fühlt. Am meisten Claes Oldenburg. Aber das führt zu nichts. Mary Dunns Kunst ist nicht wie.
Big Schiesser im Himmel, Kunstharz, Gips, Öl, Farbe, Holz, 500 Euro. - Auch nach den Schiesser-Unterhosen mit Eingriff habe ich nicht gefragt. Die Frage hat sich ergeben, nachdem ich den Mann der Künstlerin kennengelernt hatte, und: in der Ausstellung sehen konnte, dass Mary Dunns Interesse an Unterhosen keineswegs auf Schiesser-Unterhosen beschränkt ist. - Bergunterhosen, Zirpenholz, 980 Euro.
Nach der kleinen Moser-Bronze-Skulptur habe ich sie noch gefragt: Moser? Der Schauspieler Hans Moser? - Ja. - Wie kommt die Amerikanerin auf den? - Filme mit ihm hat sie gesehen in ihrer ersten Zeit in Deutschland. Als sie noch nicht so viel Deutsch verstanden hat. Über Moser konnte sie lachen, auch ohne zu verstehen, was er sagte.
Die Büste ohne Kopf aus Bronze, 780 Euro. Die Aktentasche, Lindenholz, 2000 Euro. Sie kann geöffnet werden, der Griff ist beweglich.
Mary Dunn
>my sights<
Kunstkammer Friedenau
Bis 1. Oktober 20212
Fotos: © w.g.