Mittwoch, 19. September 2012

Rückfall


Dass sie so selbstverliebt sind, heißt doch nicht, dass die Liebe glücklich ist. Im Grunde genommen können sie die Person, als die sie jeden Morgen aufwachen, nicht leiden. - Aber das bitte nicht schreiben. Am besten nur über die Bilder schreiben oder über diesen Stofffetzen und gerade noch, was sie sich denken über ihre Bilder oder den Stofffetzen. Meist angelesenes Zeug oder etwas, das sie mitgenommen haben von der Akademie. Auf jeden Fall nichts Persönliches. Eine Persönlichkeit hat jeder. Während ein Künstler etwas Besonderes ist, weil er etwas Besonderes tut. Zum Beispiel sich verstecken in oder hinter seinem Werk. Und dann komme ich an mit meinen Augen und Ohren überall und auf einmal steht neben dem Werk die Person aus dem Versteck und vom Aufwachen und sagt Sätze, wenn sie gewusst hätten, dass ich mir das alles merke, hätten sie die doch nie gesagt.

Typische Reaktion auf einen Blogeintrag von mir über die Begegnung mit einem Künstler oder einer Künstlerin: Keine Reaktion. Schweigen. Es sei denn, zufälliges Treffen hinterher. Dann: Ich wollte dir eine Mail schreiben, nachdem ich es gelesen habe, was du über mich geschrieben hast, aber .... . - Schon gut. Ich kenne das gar nicht anders, als dass die Leute sich danach nicht melden. - Ach? - Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Du gehörst nicht dazu, Heuchlerin. - Ich bin schon lange darüber hinaus, mich zu beklagen. Aber von der Variante gestern doch noch mal überrascht gewesen: als die Künstlerin mir prompt eine Bilddatei geschickt hat, die mir fehlte bei meinem Blogeintrag über sie. Doch sonst kein Gruß, kein Kommentar, nichts. Wäre die Mail mit der Bilddatei im Anhang eine Tüte gewesen, hätte ich sie umgedreht und ausgeschüttelt in der Hoffnung, dass vielleicht noch ein persönliches Wort herausfällt. Nein. Nichts. Das schon wieder gut. Das setzt noch mal einen drauf auf Keine Reaktion, habe ich da gedacht und mir lieber nicht überlegt, wie es dazu gekommen sein mag. Bei ihr. Von mir weiß ich es: Habe ich mir selbst zuzuschreiben, dass es mir so ergeht. Weil das ein Rückfall war, was ich über die Art Week gemacht habe. Mit der DNS-Szene war alles gesagt. Alles andere war überflüssig. Ersatzhandlung, weil ich nicht weiter komme mit dem Einrichten der Biest zu Biest-Galerie. Weil ich dafür einen längeren Anlauf brauche als erwartet. Weil es nicht nur darum geht, anders über Kunst zu schreiben: nicht-feuilletonistisch, handelnd, verkaufend. Sondern auch um eine nochmal ganz andere Art, Künstlern hinterher zu laufen als bisher. Und weil es nur sehr wenige Künstler gibt, bei denen mir das nichts ausmacht.