Nein, es ist nicht wie Cindy Sherman. Die New Yorkerin führt sich mit ihren Verwandlungen selbst auf. Nina Röder fühlt sich mit ihren Inszenierungen ein. Sie tritt nicht auf als Selbstdarstellerin, sie erzählt. In der Serie Theresia erzählt sie - in der ersten Person - vom Schicksal ihrer Großmutter, die nie über den Verlust ihrer sudetendeutschen Heimat hinweg gekommen ist. Bis heute nicht, wenn ich das richtig verstanden habe. - Wie monumental und unheimlich der Enkelin als Kind die Traurigkeit der Großmutter erschienen sein muss! Sechs Fotos, sechs Gefühlsmomente, ästhetisch überhöht und mit dem Stilisierungsrepertoire des klassischen Kinomelodrams nachempfunden.
Die vollständige Serie auf Nina Röders Website. Vergangenen Donnerstag habe ich mit ihr geredet auf der Preview am Stand ihrer Galerie. Messegespräch, Kurzinterview. Eines von den schnellen Gesprächen, wie ich sie mag. In sieben Minuten war alles gesagt und es blieb noch Zeit, um Fotos zu machen, und für einen herzlichen Abschied. Herzlich von meiner Seite wegen der großen Sympathie für Ninas Arbeit. Während sie mir zuvor schon beinahe um den Hals gefallen wäre, als ich sagte, dass das, was sie macht, etwas ganz anderes ist als das, was Cindy Sherman macht. Damit hat sie sich also rumzureißen, dass selbst die, die ihr eine Freude machen und wie ich sagen, nicht wie Cindy Sherman, trotzdem Cindy Sherman sagen.
Noch einmal ganz andere Gefühlsmomente hat Nina Röder in der Porträtserie Laura festgehalten. Inszenierung auch hier. Auch Einfühlung, zumindest der Versuch. Aber so leicht gelingt die hier nicht. Laura ist Ninas Cousine und Nina beschreibt im About-Text zur Serie, dass es in ihrem Verhältnis zu Laura unausgesprochene Ressentiments gibt. Was für mich nur heißen kann: Nina mag Laura nicht. Was man nicht sieht. Auch dann nicht, wenn man es weiß. Und dennoch fangen die Bilder dann noch einmal auf eine ganz andere Art zu erzählen an. Wie mit einer zweiten Stimme, die auf einmal im Hintergrund zu hören ist.
Kunst: © Nina Röder
Zusätzliche Fotos: © w.g.
Das Bild, weswegen ich am Stand des Kunsthaus Erfurt stehen geblieben bin und mich nach der Künstlerin erkundigt habe. Die Abbildung minderer Qualität wegen des reflektierenden Glasrahmens, aber eine bessere habe ich gerade nicht, da ich aus technischen Gründen nicht von Ninas Website kopieren kann.
19.09.12: Abbildung bester Qualität hier.