Dienstag, 24. Juli 2012

Scheißgeschichte


So geht es auch: Ein Programm besorgt, um die Festplatte nach dem Formatieren vollständig zu löschen, mir eine CD zur Neuinstallation des Betriebssystems beschafft (*), mich beim Frühstücken schon darauf gefreut,  gleich  auf dem Sony Laptop format c: einzugeben und es damit von der Schadsoftware zu befreien, mit der sich die Hacker bei mir eingeschlichen haben. Frohgemut den Rechner eingeschaltet – und kein Mucks. Die Einschalttaste rastet nicht ein. Schalter kaputt? Rechner kaputt? Was weiß ich. Rechner tot, damit allerdings auch dem Zugriff der Hacker entzogen. So weit bin ich inzwischen: Alles ist gut, was mich befreit von der ekligen Übergriffigkeit der beiden Hacker, mit der ich es so lange nun schon zu tun habe und – mein schwerer Fehler: zu lange habe ich es hingenommen, was sie getrieben haben auf meinen Rechnern, keinen Schaden angerichtet, nur genervt und gepiesackt haben sie mich wie Kinder, die einem alten Mann Streiche spielen und ihren Spaß haben sie daran, wie er sich ärgert, und irgendwann werden sie schon genug davon haben. So habe ich es gesehen. Aber so ist es nicht gekommen. Sie hören einfach nicht auf. 

Zwei Hacker: Eine Frau, sie seit mehr als drei Jahren eingehackt, wahrscheinlich seit viel mehr als drei Jahren. Ein Mann, seit etwa zwei Jahren eingehackt. Beide haben unterschiedliche Motive, aber derzeit haben sie ein Ziel: Mich einzuschüchtern. Mich abzubringen von dem Plan, die Geschichte ihres Eingehacktseins und damit zugleich auch die tatsächliche und ganze Geschichte der Contessa zu erzählen. Weil sie ihnen peinlich ist. weil sie nicht so dastehen wollen vor anderen, weil sie von anderen nur so gesehen werden wollen, wie sie selbst sich sehen. Aber statt nun die weiße Fahne zu hissen, sich zurückzuziehen und mir keinen weiteren Stoff mehr zu liefern, drohen sie mir, versuchen sie mich zu nötigen und zu erpressen, demonstrieren sie mir inzwischen nahezu täglich, welchen Schaden sie mir zufügen können: zum Beispiel indem sie mich bei meinem Google-Account, der auch mein Blog-Account ist, abmelden und das Passwort ändern, so dass ich nicht mehr an meinen Blog rankomme. – Und warum schenke ich ihnen dann nicht die Geschichte, warum provoziere ich sie damit? Ist diese Geschichte es denn wert, dass ich damit meinen Blog gefährde? – Antwort: der Blog ist nichts mehr wert, wenn er von der Gnade und der Willkür dieser zwei Leute abhängt.

Das Sony Laptop habe ich zu dem Reparaturladen in der Martin-Luther-Straße gebracht, wo sie zunächst einmal unentgeltlich herausfinden, was defekt ist. Das hier schreibe ich auf einem mehr als zehn Jahre alten Rechner, den mir der gute Bernd (Hallenbad) überlassen hat. Bleibt mein Samsung Laptop, an dem ich jeden Abend meine Blogeinträge editiere. Wie sehr das von den Hackern kontrolliert wird, haben sie mir gestern Abend vorgeführt, als es mir nicht möglich war, auf die Google-Suche zuzugreifen. Ich werde das Samsung erst wieder nutzen, wenn ich gemacht habe, was ich heute mit dem Sony machen wollte: Festplatte vollständig löschen, Betriebssystem neu installieren. Das auch die Bedingung, um von den IT-Experten der Kripo Hilfe zu bekommen. Die Kavallerie reitet erst, wenn ich alles getan habe, um die Hacker loszuwerden, und sie dann immer noch da sind. Das ist es, was man mir gesagt hat letzte Woche. Das ziehe ich jetzt durch. Von mir aus muss die Kavallerie nicht reiten. Zu erzählen, was ich mit den beiden Hackern erlebt habe, davon werde ich mich allerdings nicht abbringen lassen. Es ist eine Scheißgeschichte, es ist keine Freude, sie zu schreiben, ich weiß auch noch gar nicht wie und neulich habe ich mal gedacht, dass ich mir das als Großzügigkeit mir selbst gegenüber gönnen sollte, die Scheiße, die ich erlebt habe, nicht noch einmal zu erleben, indem ich sie mir schreibend vergegenwärtige. Aber vielleicht kann ich die Geschichte so schreiben, dass es am Ende gut war, die Scheiße erlebt zu haben, weil es sonst diese Geschichte nicht gegeben hätte. Die für mich typische überambitionierte Selbstbesprechung. Am Ende mehr hinderlich als hilfreich und auch nicht der Grund, warum ich an dem Plan festhalte. Der Grund ist: wenn die beiden Hacker mit einer solchen Energie mich daran hindern wollen, die Geschichte zu schreiben, kann das nur heißen, dass an dieser Scheißgeschichte etwas dran ist, was auf keinen Fall verschwiegen werden darf. 

(*) Bei der Inbetriebnahme damals versäumt, die empfohlenen Sicherheitskopien der auf der Festplatte installierten System- und Anwendungssoftware zu machen.