Mittwoch, 25. Juli 2012

Datenkorruption


Das alte Notebook von Bernd ist angekommen in meiner gestörten Welt. Gestern hat es zuverlässig alles gemacht, was ich wollte. Heute komme ich nicht mehr ins Internet, und wenn ich Word starte, werden gleich drei Fesnster geöffnet und in einem von ihnen erscheint die Meldung: Datenkorruption. Es drohe der Verlust meiner Daten. Ob ich wenigstens einen Teil davon retten will? Ich schließe diese Datei, in die ich noch gar keine Daten eingegeben habe. Datenkorruption ist gut. Sehe ich zum ersten Mal das Wort und die Fehlermeldung. Dass drei Dateien geöffnet werden beim Starten von Word habe ich auch noch nicht erlebt. Dass zwei Fenster aufgehen beim Start, das ist mir allerdings bekannt. Daran habe ich in der Vergangenheit jedes Mal bemerkt, dass einer der beiden Hacker zugeschaltet ist. Zur Erinnerung: Die beiden, eine Frau und ein Mann. Dass die Frau bei mir eingehackt war, hat mir lange Zeit gefallen, weil mir alles an ihr gefallen hat und weil es doch auch schmeichelhaft ist, dass sich eine junge Frau so sehr interessiert für mich, dass sie in meinen Rechner eindringt. Nur Türeintreten vor Interesse oder Begehren wäre noch eins drüber gewesen, habe ich gedacht und in meiner Selbstgefälligkeit missverstanden, was tatsächlich vorgeht. Jetzt weiß ich es besser. Es geht gar nicht um mich. Es ist nie um mich gegangen.

Von wegen nur Türeintreten wäre noch eins drüber. Anruf eines Freundes. Er hat nachgedacht: Vielleicht hat sie sich bedrängt gefühlt von deinem Interesse an ihr und vielleicht ist sie da ja vorbelastet und besonders empfindlich, könnte er sich vorstellen. – Und warum hackt sie sich dann bei mir ein? – Na, um dich spüren zu lassen, wie das ist, von jemandem anderen so in die Enge getrieben zu werden. – Nachdem sie  meine Aufdringlichkeit erlebt hat, erteilt sie mir nun schon im vierten Jahr diese Lektion? – Könnte doch sein. – Ja, aber nur dann, wenn ich aufdringlich gewesen wäre. Es ist eine der Pointen meiner Contessa-Geschichte und ein Grund für ihren grotesken Verlauf, dass ich das Gegenteil von aufdringlich war. So richtig überzeugt den Freund das nicht und ich erkenne, dass er nicht als Einziger so denken wird. Das muss ich berücksichtigen, wenn ich die tatsächliche und ganze Geschichte erzähle. 

Dass ich das Gegenteil von aufdringlich war, habe ich an zwei Episoden gezeigt, die ich in der Wiedergabe des Gesprächs weggelassen habe. Die zwei Episoden sind nachzulesen in Brief 1, 2, 3. Im Grunde genommen geht es in dem ganzen Brief nur um meine mangelnde Aufdringlichkeit.