Freitag, 17. Februar 2012

Seriös



Die ist gut.
Deshalb reden wir über sie.


Dass ich die nicht bemerkt habe in der Ausstellung.
Weil es so voll war. Hast du doch erzählt.


Das ist ´ne Malerin.´Ne richtige Malerin.
Sage ich doch.


Die ist ´n Knaller.
Das habe ich ja noch nie von dir gehört.



Am PC Uliane. Die ist eine junge Künstlerin, von der eine Arbeit zu sehen ist in der Stipendiaten- und Preisträger-Ausstellung im Haus am Kleistpark. Sie hat im Internet entdeckt, was ich über die Ausstellung geschrieben habe. In einer Mail hat sie sich dafür bei mir bedankt. Darüber habe ich mich gefreut und ihr zurückgeschrieben, dass ich mir ihre Website angeschaut habe und sie gerne in meinem Blog vorstellen würde. Das hat sie wiederum so sehr gefreut, dass ihre Antwort sich las wie ein kleiner Freudentanz. Ob ich noch etwas brauche, fragt sie. – Was ich brauche, ist ein Gespräch mit Ihnen, antworte ich ihr. Können wir uns treffen? Am besten dort, wo Sie malen. Sie soll mich deswegen bitte anrufen, schreibe ich ihr und gebe ihr meine beiden Telefonnummern.

Nach einer Woche immer noch keine Reaktion. Kein  Anruf. Keine Mail. Das Nicht-Antworten ist auch ein Signal. Unterhalten mit mir will sie sich offenbar nicht. Und ohne Gespräch mache ich es nicht. Dann war es das eben. Ich laufe niemandem hinterher. Aber vielleicht hat sie mich auch missverstanden. Wir müssen uns nicht bei ihr, wir können uns irgendwo treffen. Soll ich ihr das schreiben, soll ich nachhaken? frage ich Uliane. – Ja. Unbedingt. Mach das. – Aber ist es nicht ein klares Statement, dass sie abrupt den Dialog beendet hat, wo sie vorher noch so euphorisch und unbefangen gewesen ist. – Sie will einfach, dass du auf sie zugehst. Künstler wollen hofiert werden. – Und wenn sie denkt, dass ich etwas von ihr als Frau wollen könnte. – Das denkt sie nicht. Dazu bist du einfach zu seriös, so wie du auftrittst. – Nicht nur, wie ich auftrete. Auch sonst. Leider. – Folgt ein Exkurs darüber, wie viel mehr Spaß ich haben könnte in meinem Leben, wenn ich der dirty old man wäre, für den mich die junge Künstlerin vielleicht hält. Den Spaß haben könnte nicht mit ihr, da ich mich für sie nur als Künstlerin interessiere, den Spaß haben könnte sonst, meine ich. – Uliane: Die hält dich nicht für einen dirty old man. – Ich: Es ist trotzdem nicht unheikel. Denn es sind vor allem ihre erotischen Zeichnungen und Bilder, die mir gefallen und über die ich mit ihr sprechen will. Aber da scheint sie sich nun mal hin entwickelt zu haben in den letzten Jahren mit ihrer Malerei, in Richtung erotischer Motive. – Ich erinnere mich nicht mehr daran, was Uliane darauf gesagt hat. Jedenfalls nicht sehr viel anderes als vorher: Hake nach. Unbedingt. Mach das. Sie hat dir doch geschrieben, dass ihr die gleichen Arbeiten gefallen haben bei der UDK-Ausstellung wie dir. – Du meinst, wir werden uns bestimmt verstehen, wenn wir miteinander reden. – Ja. – Und trotzdem laufe ich ihr nicht hinterher, denke ich und sage: Lass uns mal ihre Website angucken.



Es folgt die - siehe oben - dokumentierte Reaktion. Und mit der hat Uliane mich überzeugt: ich werde noch mal versuchen, mit der jungen Künstlerin (31 ist sie), ein Gespräch zu verabreden. – Du kannst ja mitkommen, nachdem du so begeistert von ihr bist, sage ich zu Uliane. Als Anstandsdame, füge ich lachend hinzu und dann gefällt mir die Vorstellung immer besser, mit Uliane als Anstandsdame unterwegs zu sein: Sie können sich ihm bedenkenlos anvertrauen. Er ist so seriös, dass es ihm schon leid tut.