Samstag, 11. August 2012

Quälgeister


Übernahme des Textes, mit dem ich gestern den neuen Blog gestartet habe. Titel des Blogs aus verschiedenen Gründen einfach nur mein Nachname: gensheimer. - Titel des Postings geändert., weil Anonym gab es schon mal in BzB.

Und wenn ich mich auf den Kopf stelle, ich komme nicht rein bei  SkyDrive, dem Microsoft-Cloud-Dienst, wo ich 20 Gigabyte Speicherplatz habe und gleich die Fotos der letzten vierzehn Tage hochladen möchte. E-Mail-Adresse, das Passwort, verdammt, so viel kann ich doch nicht falsch machen. Aber bei jedem Versuch wieder die Fehlermeldung. Ich gebe auf und ahne schon was. Zehn Minuten später versuche ich es noch mal, jetzt klappt es. Die Demonstration beendet. Sie haben es mir gezeigt, dass sie immer noch da sind. Dass ich nur noch mit Kabelverbindung ins Internet gehe, den schönen neuen roten Router habe, das sind alles keine Hindernisse für sie. Und sie wissen, was sie tun. Einerseits. Der Angriff war so gewählt, dass ich nun nicht sagen kann, das war es: jetzt ist die Grenze überschritten, jetzt gehe ich zur Polizei. Denn könnte es nicht auch eine vorübergehende Störung des Dienstes gewesen sein, was da passiert ist? Das hat es zwar noch nie gegeben, diese Möglichkeit würden die Beamten mir aber entgegenhalten und ich müsste zugeben, dass alles ein erstes Mal hat. Also muss ich abwarten, bis es wieder zu einem Angriff kommt, der handfest und schwerwiegend genug ist für eine Strafanzeige. Und bis dahin mache ich mir meinen Ruf kaputt, weil ich immer weiter schreiben muss über diese lästige Geschichte, die mir niemand so richtig glaubt oder die zumindest für übertrieben gehalten wird, so wie ich sie darstelle. Das kann ich nun aber auch nicht ändern, sage ich zu Uliane, als sie mir zu verstehen gibt, dass selbst sie als Fan des Blogs Mühe hat, mich ernst zu nehmen bei dem Hackerthema. Ich erzähle ihr darauf, wie mein Schutzmann die Geschichte aufgenommen hat, der sie sich gleich zweimal anhören musste, einmal in der Version für Polizisten, beim zweiten Mal mit allen haarsträubenden Details aus meinem privaten Leben und dem privaten Leben der beiden Hacker-Personen. Weder bei der ersten Fassung noch der zweiten hat er den geringsten Zweifel geäußert an der Plausibilität. Und weißt du warum, Uliane? Weil für ihn kriminelles Verhalten nichts Ungewöhnliches ist und weil er das nicht zum ersten Mal hört, dass ganz biedere Leute Sachen machen, die man ihnen nie zutrauen würde. Und da können die noch so hochdekoriert sein akademisch, auf ihre Intelligenz sollte man dann nicht mehr zählen, weil sie wie jeder kleine Ganove auch in einen Sog hinein geraten, wo sie gar nicht mehr nachdenken über das, was sie machen. Weil es zu verführerisch ist, aus dem Verborgenen heraus zu agieren und sich  an der Ohnmacht des Opfers aufzugeilen. Es rumzuschubsen, zu mobben, den inneren Quälgeist auszuleben. Anonym, aus einem sicheren Versteck heraus, ohne den geringsten Aufwand von Mut. Und das alles nur zum Preis einer Internet-Flatrate. Hey! 

Wenn jemand einmal mit so etwas angefangen hat, dann hört der nicht von alleine wieder auf, sagt mein Polizist.