Mittwoch, 22. August 2012

Okay


Das Anheben der Stimme am Ende von Okay. Und das Wort benutzen im Sinne von Ach ja, Verstehe, Hm. Das habe ich zum ersten Mal vor zwölf Jahren gehört von Taewoo und damals von niemand anderem. Aber dann war der Okay-Manierismus auf einmal so verbreitet, dass klar war, dass Taewoo ihn nicht selbst kreiert, sondern von irgendwem übernommen hatte. Er war ein Avantgardist, aber kein Schöpfer des Manierismus. Lange her. Mittlerweile ist der Gebrauch von Okay in der Bedeutung Ach ja, Verstehe, Hm zur Massenbewegung geworden und ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ich es wieder höre. Kriege dabei allerdings schon mit, was für eine Lust der Manierismus seinen Benutzern bereitet. Mit der Freude daran, sprachmodisch im Trend zu liegen, ist sie alleine nicht zu erklären. Die Haltung, die sich ausdrückt in dem Sprachgestus, scheint es zu sein, die gefällt und die gerne nachgeahmt wird. Die Haltung ist mir noch nicht klar und auch nicht, ob es die Haltung ist, die mir auf den Zeiger geht, oder die generelle Trostlosigkeit, die es immer hat, wenn ein individueller Ausdruck durch massenhaftes Kopieren zum Uniformismus wird. 

Aber bevor ich mir überlege, was das für eine Haltung ist, die in dem Okay in der Bedeutung von Ach ja, Verstehe, Hm zum Ausdruck kommt, will ich herausfinden, ob das ein Berliner Phänomen ist oder ob es zum Beispiel in Südwestdeutschland, wo ich im September sein werde, auch verbreitet ist, den Ton in der zweiten Silbe von Okay anzuheben und das so ausgesprochene Wort mehrfach zu wiederholen, während jemandem zugehört wird. Um zu zeigen, dass aufmerksam zugehört wird? Oder wird das Zuhören zugequasselt mit dem wiederholten Okay, weil eben nicht aufmerksam zugehört wird, weil nur so getan wird? Und wenn das so wäre, ist das dann die Haltung, die zum Ausdruck kommt in dem Okay-Manierismus? Ein in Berlin an jeder Ecke anzutreffendes Desinteresse an allem und jedem, was nicht man selbst ist. Mal gespannt, was die Südwestdeutschen dazu sagen.