Donnerstag, 10. Februar 2011

Entdeckung

Das Rührstück von und mit der behinderten Monica Lierhaus. Wie sehen es die Anderen? – Da in diesem Blog ums Verrecken keine Kommentare geschrieben werden, habe ich die Kommentarfunktion neulich ausgeschaltet (*) und lese heute die Kommentare auf süddeutsche.de - zum gestern zitierten Text Der geile Moment sowie zu einem aktuellen Artikel: Ins Licht, für den der Autor recherchiert hat, wie es zu dem Auftritt von Monica Lierhaus kam. Wen es interessiert, bitte Ins Licht lesen. Ich interessiere mich jetzt für die Kommentare der SZ-Leser. Als ich sie lese (zwischen 15 und 15.40 Uhr) gibt es 56 Kommentare zu Der geile Moment und 22 zu Ins Licht. Mein Eindruck,  ich habe nicht nachgezählt: So viel Sympathie für den TV-Auftritt von Monica Lierhaus wie Ablehnung. Die Sympathisanten ärgern sich über die ewigen Nörgler und journalistischen Besserwisser, die sich aufregen über ein solches Ereignis und zugleich davon leben, indem sie darüber schreiben. Die SZ soll erst mal aufhören. über das RTL-Dschungelcamp zu berichten, bevor sie sich ein Urteil über Monica Lierhaus erlaubt, schreibt einer. Und ein anderer sieht es mit der Neid-Gesellschaft jetzt schon so weit gekommen, dass es inzwischen Neid auf Unglück gibt. – Leser, die den Fall Monica Lierhaus vor allem als Behindertenschicksal wahrnehmen, gibt es bei den Sympathisanten wie bei den Ablehnern. Die Sympathisanten finden es gut, dass in die Glitzer-Welt der Preisverleihung mit dem Auftritt der behinderten Frau Lierhaus die Realität Einzug gehalten hat: Was ihr passiert ist (Hirnblutung), kann jedem von uns jederzeit auch passieren. Während es den Ablehnern missfällt, wie die prominente Frau Lierhaus sich mit ihrer Behinderung hervortut: Muss ich als noch stark gesundheitlich eingeschränkte Frau mich so präsentieren. Reicht es nicht wenn die Familie die Angehörigen die Freunde sich darüber freuen, (dass es wieder aufwärts geht),  schreibt Angelikaantonia und führt dann noch einen Gesichtspunkt an, auf den ich nicht gekommen wäre:  Muss man den Lebensgefährten erpressen indem man einen Auftritt nutzt, um ihm einen Antrag zu machen, den er mit Sicherheit aus vielen Gründen nicht ablehnen wird. (...) Der Mann hat mein Mitleid. – Mit dieser Sicht steht sie nicht alleine da. Roteur argumentiert ähnlich in seinem Kommentar:  Es mag mutig von Monica Lierhaus gewesen sein, diesen öffentlichen Auftritt so durchzuziehen. Es mag auch für sie selbst ermutigend sein. (Welche Ermutigung müssen sich dann aber nicht so prominente Menschen aussuchen?). / Was aber immer blöd ist, (...)  sind öffentliche Heiratsanträge!!! Entweder sind sie vorher abgesprochen und damit inszeniert oder setzen ganz bewusst auf "Druck": Dem Partner gegenüber und auch sich selbst ... . -  Für die meisten Leser in der Gruppe der Ablehner ist es völlig klar, dass der Auftritt ein Fake war. Ein Leser malt sich die Posse aus, wie der Auftritt mit der Heiratsantragszene vorher geprobt worden ist. -  Na klar, wenn es inszeniert war, dann ist es einstudiert worden. Grotesk! - Verunglimpfungen der Person von Frau Lierhaus oder ihres Gatten gab es deswegen allerdings keine einzige. Ein Leser, aber das ist eher kleinlich als verunglimpfend, weist in seinem Kommentar darauf hin, dass Frau Lierhaus bei Sat. 1 zuletzt ein Jahressalär von einer Million Euro gefordert hat, was abgelehnt wurde, worauf sie zur Sportschau der ARD wechselte und es dort für etwas mehr als 800 000 Euro im Jahr gemacht hat. Was er damit sagen wollte? – Dass es keine Arme getroffen hat? Was in diesem Fall ein finsterer Standpunkt wäre. Vielleicht wollte er aber auch nur mit dem Insiderwissen angeben, das er offenbar hat. Oder er wollte nur einmal in Zahlen ausdrücken, worum es bei dem Auftritt seiner Ansicht nach ging?  -  Plan, das nun öfter zu machen, Forumsdiskussionen zu lesen. Zusammen genommen erzählen die 56 Kommentare zu Der geile Moment viel mehr als der professionell geschriebene Text mit seiner professionellen Moralität (ohne den es die Diskussion allerdings nicht gäbe; ist schon klar). Und noch eine Entdeckung: In der Gesellschaft der kommentierenden SZ-Leser habe ich mich heute nicht mehr so beklommen und mies gefühlt wie gestern beim Schreiben, als ich mit dem Thema alleine war.

Zum Thema Hirnblutung auf Bild.de: So kämpfte sich Cleo Kretschmer zurück ins Leben.

(*) Wenn mir jemand schreiben möchte, bitte das Mail-Icon unter dem Post anklicken.