Donnerstag, 15. März 2012

Birgitt



Wo ist sie? – In der Werkstatt.


Qualitätskontrolle.


Rahmung eines Mitbringsels vom Ausstellungsbesuch. Gerhard Richter, Seestück 1970.


Richter seht ihr bestimmt öfter in diesen Tagen. – Der Mitarbeiter grinst: Und vorher waren es die Gesichter der Renaissance. Während Birgitt dazu nur sagen kann: Das ist gut für uns, dass es die gibt, die großen Ausstellungen. – Gut fürs Rahmengeschäft. Doch heute zwischen 15.15 und 16.30 Uhr läuft es gar nicht. Das hat aber weder etwas mit der Konjunktur noch damit zu tun, dass in drei Wochen Ostern ist, das ist ein Fall von Murphy´s Law  und allein meine Sache: Ich hatte mit Birgitt verabredet, dass ich sie fotografiere bei ihrer Arbeit, heißt: Beratung der Kunden bei der Auswahl einer passenden Rahmung  für das, was sie anschleppen, und das kann von Kunst bis Kitsch, von Öl auf Leinwand bis zur Häkelarbeit alles sein. Heute jedoch, das hat es noch nie gegeben in den 63 Jahren, die ich schon in Birgitt Helds Laden komme: Keine Kundin, kein Kunde stört unser wie immer mit Leidenschaft geführtes Gespräch. Leidenschaft, mit der wir uns beide darin überbieten, uns ins Wort zu fallen. Bei den Kunden macht sie das nicht. Die lässt Birgitt ausreden. Aber wo sind sie? Haben vielleicht durch das Schaufenster gesehen: im Moment Foto-Session, und haben beschlossen, später noch mal zu kommen. Denn einen anderen Rahmen-Laden gleicher Güte gibt es nicht im weiten Umkreis und ein Beratungsgespräch wie das mit Birgit Held in ganz Berlin nicht. Woher will ich das wissen? Ich würde mir meinen Pollock doch nie rahmen lassen. Antwort siehe oben: Ich habe oft genug zugehört, wenn wir von  Kunden gestört wurden. Was Birgitt selbst so nicht sagen würde. Auch hätte sie es vorgezogen, mit Kunden zu reden statt mit mir. Aber ob die es geschafft hätten, sie so zum Strahlen zu bringen?