Sonntag, 16. Oktober 2011

Melancholia

Meisterwerk. Mit einem Makel. Dass es nur ein Film ist. Das ist zu wenig. Das Kino ist am Ende. Für mich. In dieser Vorstellung. Sonntag 14.15 Uhr, Odeon. Draußen scheint die Sonne, drinnen droht der Planet Melancholia mit der Erde zu kollidieren. Die melancholische Justine ist ohne Bedauern: The earth is evil. Ist sie. Und ich bin es auch. Böse. Schlecht. Und sterben müssen wir sowieso. Aber ihr unschuldiger kleiner Neffe ... . Dem baut Justine, der Junge nennt sie Aunt Steelbreaker, eine Zauberhöhle aus Ästen, in der er bis zum Schluss die Illusion hat, mit seiner Tante und seiner Mutter dem Unheil entrinnen zu können. Auf Geheiß Justines schließt der Junge die Augen. Großaufnahme des Gesichts seiner weinenden Mutter. Großaufnahme ihrer Hand, wie sie die Hand ihrer Schwester umfasst. Totale: der Planet Melancholia kollidiert mit der Erde. Blende. Ende. Ein Film von Lars von Trier. Kirsten Dunst. Charlotte Gainsbourg ... . Die beiden Schauspielerinnen zusammen zu sehen, Kirsten Dunst als Justine, Charlotte Gainsbourg als Claire, alleine schon das ist das Stillsitzen wert mehr als zwei Stunden lang. Im ersten Teil des Films wird die Hochzeit von Justine gefeiert. Einmal verlässt sie das Fest, um alleine zu sein draußen in der Nacht, und geht ihr Brautkleid raffend in die Hocke, um ins Gras zu pissen. Das nur, um eine Vorstellung zu geben davon, was für eine Braut Justine ist. Und so wie die Braut so ist die Hochzeit. Da ich es nicht lassen konnte, habe ich zwischendurch mal gedacht: Buñuel trifft Bergman. Aber wer weiß noch, wer Luis Buñuel war? Wie die Hochzeit ausgeht, verrate ich nicht. Da scheint kosmisch noch alles in Ordnung zu sein. Nur Antares ist aus dem Sternenbild Skorpion verschwunden und Abraham, Justines Pferd, weigert sich, eine Brücke zu überqueren. Wenn es klar ist, dass der Planet Melancholia entgegen der Vorhersage der Astronomen mit der Erde kollidieren wird, findet Claire ihren Mann tot im Pferdestall. Ihr Mann wird gespielt von Kiefer Sutherland und dass der jetzt vergiftet in der Box des Pferdes Abraham liegt, ist entweder nicht zu verstehen oder es ist symbolisch gemeint: der alles berechnende Optimismus hat Selbstmord begangen; aus Feigheit. Am Anfang das Vorspiel von Richard Wagners Tristan und Isolde, zu ergreifend schwülstigen Extrem-Zeitlupe-Impressionen, und am Ende, zum Crash hin, auch wieder Tristan und Isolde. Natürlich ist Lars von Trier kein Nazi. Er redet nur manchmal dumm daher.  

Melancholia (2011) - Official Trailer