Mittwoch, 31. Oktober 2012
Catwalk
Der beliebte Künstlerdarsteller trägt in dieser Herbstsaison einen braunen Dufflecoat und sieht darin sehr süß aus.
Dienstag, 30. Oktober 2012
Halloween Parade
Kaufe nicht mehrere Tüten Haribo Colorado. Werde nicht an die Tür gehen, um sie zu verteilen, wenn die Halloween-Kinder läuten. Habe gerade mal wieder mit meinem eigenen Gespenst zu tun. Das muss sich nicht das Gesicht anmalen, um auf sich aufmerksam zu machen. Es zieht sich nicht zurück nach zweimal Klingeln. Es weiß so gut wie ich, dass es eine Dummheit von mir und ein Irrtum von uns beiden war und ein gemeinsames Missgeschick. Trotzdem kann das Gespenst nicht aufhören, es will sich weiter amüsieren. Wenn es gelangweilt ist von dem, was ich auf meinem Rechner mache, blockiert es Funktionen. Legt zum Beispiel gestern Abend den Browser lahm, um mich an einer Recherche zu hindern, die ich für jemanden aus Gefälligkeit machen wollte. Es blieb mir nichts anderes übrig, als abzuschalten. Heute Früh hat es dann geklappt. Gespenster sind keine Frühaufsteher. Nur mir war jetzt nicht nur der Abend gestern sondern der Morgen heute gleich mit verpfuscht, an dem ich etwas vorhatte, zu dem ich nun nicht gekommen bin. So schadet mir das Gespenst - nicht, wo es kann, aber es ist ihm gleichgültig, wenn es mir schadet. Dabei glaubt es, mir eine Hilfe zu sein mit seinen Verhinderungen und Meinungen, die es mit seinen Übergriffen zum Ausdruck bringt. Das Gespenst hat nämlich Meinungen. Es sind kleinmütige, duckmäuserische Meinungen, an denen zu erkennen ist, was für eine kleinmütige, duckmäuserische Person das Gespenst im Alltagsleben ist, wenn es sich nicht aufspielen kann mit seinen Hackertricks und frech aus dem Verborgenen agieren.
Inzwischen war ich einkaufen und habe vor dem Kühlregal bei Reichelt gehört, wie ein kleiner Junge seiner Mutter eine Frage stellte zu der Halloween Party morgen. - Morgen? - Ich den beiden hinterher: Ist heute Halloween oder morgen? - Morgen, sagt die Frau und der kleine Junge dann hinter mir her mit der Frage, ob ich auch eine Halloween Party mache. - Das heißt nun auch, dass ich mich verhört habe gestern. Denn Kathrin hat ganz bestimmt gesagt, dass Halloween immer am einunddreissigsten ist. So habe ich es korrigiert. Und der Blogeintrag hier steht nun nicht nur für mein Gequältsein durch das Gespenst, sondern auch für meine Dämlichkeit und die zeigt sich nicht nur in der der Halloween-Terminverwirrung, sondern es ist doch ganz klar so: ich habe das Gespenst dazu eingeladen, sich bei mir breitzumachen.
Montag, 29. Oktober 2012
Lucien
Ist heute Halloween oder morgen?
Immer am einunddreißigsten. Übermorgen.
Ich nuss noch zweimal schlafen, dann habe ich Geburtstag.
Oder so.
Sonntag, 28. Oktober 2012
Am Schönen Berg
Auch sonntags geöffnet.
Fotoatelier am Schönen Berg in der Mansteinstraße 16. Gibt es seit etwa einem Jahr. Elf Fotografinnen und Fotografen haben sich einen gemeinsamen Ausstellungsraum eingerichtet.
Zwischen uns ist der Titel der aktuellen Gruppenausstellung.
© Thilo Seibt |
Stasimann
... und dann auch noch der Petzold-Film auf DVD. Nina Hoss-Festspiele. Dass der Hoss das in der ständigen Wiederholung nicht zu blöd wird, spricht allmählich gegen sie. Wenn man durch die wechselnden Plots hindurch sieht, ist es immer die gleiche Rolle, die sie bei Petzold spielt, mit dem gleichen - von der Fachwelt bewunderten - minimalen Einsatz ihrer überreichen Mittel. Hoffentlich wird sie dem Petzold wegentdeckt bei den Auslands-Oscar-Prozeduren, für die Barbara als deutscher Beitrag gemeldet ist. DDR-Stasi-Erinnerungsseligkeit. Vielleicht klappt es damit noch mal, wie 2007 mit Das Leben der Anderen. Ich kann es mir nicht vorstellen. Der Film ist eine Prüfung, am Ende nur noch auszuhalten mit dem Finger an der Fast Forward-Taste. Aber eine Intensität hat er schon. In der aus anderen Gründen schlaflosen Nacht kommen immer wieder Bilder und Stimmungen aus dem Film zurück. Verwünschungen, lautes Fluchen deswegen, während ich mich von einer Seite des Kopfkissens auf die andere wälze.
Gleich zu Beginn tritt der Schauspieler Rainer Bock auf. In der Rolle des für Nina Hoss zuständigen Stasi-Offiziers. Den Rainer Bock habe ich vor zwanzig Jahren mal kennengelernt bei einer Hörspielproduktion und wir haben uns gehasst (Autor versus Schauspieler). Jetzt sehe ich mit Zufriedenheit, was für einen hässlichen Knopf das Alter aus ihm gemacht hat, und daran, dass er so klein ist, konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Er war lange an den Münchner Kammerspielen engagiert, hat mit einem Auftritt in Inglourious Basterds 2009 den Sprung ins große Kino geschafft. Tarantino, Spielberg, Haneke. Und je länger ich ihm dabei zusehe, was er aus dem Stasimann macht, auch mit ganz sparsam eingesetzten schauspielerischen Mitteln, desto mehr gönne ich ihm auf einmal seinen Erfolg und seinen Ruhm. Also wenigstens das hat es gebracht, diesen elenden Film anzusehen: Jetzt muss ich auf den Rainer Bock nicht mehr neidisch sein.
Ab 0:56 im Trailer, das ist er.
Samstag, 27. Oktober 2012
Monstrum
Die Kälte. Die immer gleiche Stadt. Die viel zu oft gegangenen Wege. Bei Johann König der weltweit hoch gehandelte Johannes Wohnseifer. Water From A Melted Ice Sculpture. Kleinteilige Kunst mit Gebrauchsanweisungen. Es kann doch gar keine andere mehr geben, sagen die Katalog- und Galerietextschreiber. Aber dann bei Thomas Fischer Between A and Z mit drei Werkgruppen von Joachim Bandau. Mich interessiert nur eine, die mit den Skulpturen und von den Skulpturen auch wieder nur eine, die mobile Skulptur Silbernes Monstrum. Deshalb dieser Text. Nur, damit ich diese beiden Abbildungen zeigen kann.
Silbernes Monstrum, glasverstärkter Polyester, Lack, mixed media, 180 x 12 x 77 cm; 1970/71
Skulptur,
autonomer Gegenstand. Der Welt etwas hinzufügen, was es zuvor in ihr noch
nicht gegeben hat. In dieser Vollkommenheit nicht. Überhaupt nicht.
Ein autonomer Gegenstand nach meinen Vorstellungen geschaffen sähe ganz anders aus als das Monstrum von Bandau. Aber der Ehrgeiz ist der
gleiche.
© Joachim Bandau und Johannes Wohnseifer
Freitag, 26. Oktober 2012
Junger Mann
Blick in den Badezimmerspiegel. Meine Haare offen, weil noch nicht trocken nach dem Schwimmen, und ich sehe aus, als hätte ich vierzig Jahre in einem Erdloch im Wald nur von Nüssen und Regenwasser gelebt. Nein, mit diesem Gesicht gehe ich heute nirgendwo mehr hin.
Ich war ausnahmsweise am frühen Nachmittag schwimmen, war über der Zeit (eine Stunde für 4 Euro), kenne mich nicht aus mit der Bedienung des Nachzahlautomaten, neben mir steht eine Mitarbeiterin der Bäderbetriebe, die noch keine 30 ist und kurze Hosen trägt. Sie fragt mich: Kann ich Ihnen helfen, junger Mann? - Ja, ja, das ist der bekannte kess gemeinte Berliner Sprachgebrauch und ich schaffe es auch, meine Widerworte zu unterdrücken.
Aber nun stehe ich vor dem Spiegel, sehe in mein zerfurchtes bleiches Gesicht und die Frau von den Bäderbetrieben fällt mir ein. Ich hätte ihr den Jungen Mann nicht durchgehen lassen dürfen. Ihr nicht widersprechen. Das war richtig, dass ich das nicht gemacht habe. Aber als sie mir so resolut mein Eurostück aus der Hand genommen hat, um es in den Bezahlschlitz des Automaten zu stecken, da hätte ich ihr wortlos ihren nackten Unterarm vollsabbern sollen.
Donnerstag, 25. Oktober 2012
Ladies´ Ballroom Shoes
Was erwarte ich eigentlich? Ich bezeichne die neue Ausstellung in ihrem Salon als Transenkitsch. Sie macht einen Tango-Halbkreis und schneidet mich. Punkt. Allerdings nicht für mich. Denn jetzt schreibe ich, was ich schon lange mal loswerden wollte: Autismus. Narzisstischer Autismus. Und schon wird es persönlich. Weil den habe ich doch auch, den Narzissmus, den Autismus. Aber ich kämpfe dagegen, sage ich, und beneide insgeheim alle, die ihre Selbstverliebtheit noch so ungehemmt ausleben können wie sie, die Tango-Tänzerin und Salondame, und wie sie das tut, das verhindert, dass wir uns je auch nur fünf Minuten zur Sache und entspannt unterhalten konnten. Sie hatte immer gerade keine Zeit und mir war es recht so. Unvereinbarkeit der Persönlichkeitsstile in einem entscheidenden Punkt. Sie im ewigen Honeymoon mit sich selbst. Ich auf dem Absprung von mir, aber wohin nur, wohin? Daher ist es rückblickend auch völlig okay, dass sie nie auch nur mit einem Wort darauf reagiert hat, was ich über ihre Galerie- und Salon-Aktivitäten gebloggt habe. Was hätte sie dazu sagen sollen, da wir uns auch sonst nichts zu sagen hatten?
Abbildung via Wikimedia Commons: Ladies´ ballroom shoes, Tango_Shoes
Mittwoch, 24. Oktober 2012
Tänzerin
Das ist jetzt kein Fall von Gesocks. Das ist der Fall einer Tango-Tänzerin, die trainiert ist in schwungvollen Bewegungen. Mit einer solchen Bewegung kommt sie aus einer Bäckerei direkt auf mich zu. In einer Hand ein Backstück mit vielen groben Körnern drauf. Das steckt sie in den Mund, um abzubeißen, während sie einen Halbkreis beschreibend sich von mir abwendet, nachdem sie mich bemerkt hat. Und mir erstirbt nicht der Klang ihres Namens auf den Lippen, der Zuruf bleibt mir auch nicht im Hals stecken. Ich lasse es lieber, sie anzusprechen und grinse über die Grandezza, mit der sie den Halbkreis bei ihrem an der Wand lehnenden Fahrrad vollendet und die theatralische Szene damit abschließt.
Folgt ein Mittelteil, den ich gestrichen habe, weil ich darin die Szene zu ernst nehme. Und weil ohne das Gequäle des Mittelteils miterlebt zu haben, die Erleichterung des Schlusses für die Leser nicht mitvollziehbar ist, habe ich den Schluss auch gestrichen.
Worum ging es? - Autismus. Narzisstischer Autismus. Und wie uninteressant die Tänzerin sich damit macht. Letzte Worte: Auch gut. Auch egal.
Ich muss andere Wege gehen, ich muss andere Leute sehen oder gar keine mehr.
Dienstag, 23. Oktober 2012
Muse
© Pomeranz Collection |
Foto ansehen: auf dieser Seite, zweites Bild von oben. Fotograf ist Leigh Ledare. Sein Foto mit dem Titel Hotlicks ist ein Meisterwerk, und zwar gerade dann, wenn man nicht die Geschichte kennt, wie seine in ihren Körper verliebte Mutter ihn zum Künstler gemacht hat mit ihrem Exhibitionismus. Wenn man die Geschichte der beiden kennt, wird das Foto im ersten Moment noch abgefahrener - Mutter und Sohn! - und dann wird es plattgemacht von der autobiografischen Erzählung und den Assoziationen, die sie auslöst. Für eine Frau, die für die FAZ über eine Ausstellung von Leigh Ledare in Brüssel schreibt, ist es ein pathologischer Fall von zu viel Nähe, aus der sich der Sohn erst wieder als Erwachsener löste. Mit Hilfe einer Kamera. - Natürlich kann sie im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nicht schreiben, dass diese Mutter das Beste war, was dem jungen Leigh passieren konnte, egal wie peinlich und anstrengend sie als Muse gewesen sein mag. Obwohl es eben das ist, was Hotlicks und die anderen Arbeiten aus seiner Mutter-Serie zeigen und wovon die Frau von der FAZ dann so beeindruckt war, wie der perlentaucher berichtet:
© perlentaucher.de |
Leigh Ledare, et al.
Bis 2.12.2012
WIELS
354 avenue Van Volxem
1190 Brussels
Montag, 22. Oktober 2012
Pennerin
Das Berliner Gesocks ist nicht
identisch mit der Berliner Unterschicht. Das Gesocks, das oft aus Norddeutschland kommt, wenn auch in diesem Beispiel nicht, kann verbeamtet sein oder auch freischaffend selbstausbeuterisch,
also weit entfernt davon, schon um die Mittagszeit mit der Bierflasche
in der Hand durch Einkaufspassagen zu irren oder auf Spielplätzen an
die jungen Mütter Dope in Zwei-Gramm-Abwiegungen zu verticken.
Wie geht´s dir?
Stress! Viel zu tun.
Na dann, noch alles Gute.
Warum so kurz angebunden? Weil es ein
Fehler war, ihr Hallo zuzurufen, als sie an mir vorbei schlappte wie
eine Pennerin ohne Tüten, entweder theatralisch die Abwesende
markierend, weil sie nicht angesprochen werden wollte von mir, oder
weil es ihr in der Endlosschleife durchs Hirn kreiste: Stress! Viel
zu tun!, so dass sie schon ganz wuschig war davon. Und jetzt auch noch
ich mit Hallo! Wortlos hält sie mir ihre am linken Arm herunterhängende Hand zur Begrüßung hin und ich sage, nein, die Hand nehme ich nicht. Sie stutzt, versteht dann aber trotz des Endlosschleifengekreises in ihrem Schädel, worauf ich hinaus will, und zeigt mir ihren Unmut darüber mit einem Knurren, das eigentlich mehr ein Muhen ist, also das
Knurren einer Kuh. Weil heute der Tag des Arschloches ist, möchte
ich nun auch eins sein und frage sie: Hast du das nicht beigebracht
gekriegt als Kind, wie das ist mit der einen und der anderen Hand?
Darauf knurrt sie noch mal, so dass es mehr wie ein Muhen ist, und
ich gebe mich unkompliziert. Wie geht´s dir? frage ich sie. Den Rest
habe ich schon erzählt.
Sonntag, 21. Oktober 2012
Welcome to Africa, Lady!
Lady ist Lady Gaga. Sie hat Die Antwoord angeboten, bei ihren Südafrika-Konzerten als Vorgruppe aufzutreten. Das Kleid, das den Löwen anlockt, ist das Fleischkleid, das Lady Gaga bei den MTV Awards vor zwei Jahren getragen hat. Wie die Heuschrecke in ihre Vagina kommt? Keine Ahnung. Lyrics zu Fatty Boom Boom: hier. Twitter-Kommunikation von Lady Gaga und Die Antwoord: lady even tho u r `larger` than us ... we still cooler than u ... .
Drachenblut
Ist doch klar, dass mich die Fotos von anderen langweilen, wenn kein Meisterwerk dabei ist. Keines gesehen heute Mittag in der Kommunalen Galerie. Ausstellung: 12 Antworten auf Berlin.
12 Antworten auf Berlin sicher noch besser als - Wahrnehmungen und Ansichten -, aber hilflos ist der Titel auch. - Wie war nochmal die Frage?
© Serge Clement |
Starke Antwort! - Drachenblut ist der Titel der Serie, zu der dieses Foto gehört.
© Benedetta Grossrubatscher |
Folgen drei Wahrnehmungen und eine Ansicht von mir.
Samstag, 20. Oktober 2012
Lustige Gewalttaten
Nach 40 Minuten Lesung endlich Pause im Kunstraum Ko. Mit mir sind es 15 Zuhörer.
Zwei Romane hat Birgit Bauer bereits veröffentlicht.
Es geht weiter. Ein Kapitel noch. Mit der nächsten lustig erzählten Gewalttat. Ein Loch in den Kopf Schießen im Restaurant hatten wir schon im ersten Teil. Jetzt kommt Jemandem das Genick brechen in der Wohnung der Frau, auf die der Gewalttäter scharf ist. Der Gewalttäter ist eine ausgedachte Figur. Alles ist ausgedacht und handelt im Osten (Ukraine?).
Am Ende kauft eine Frau Birgit Bauer ein Buch ab und bekommt es signiert. Es ist ein Exemplar von Im Federhaus der Zeit.
Von Im Federhaus der Zeit hat Birgit Bauer gesagt, dass sie darin von einer Mutter-Tochter-Beziehung erzählen wollte. Aber der Verlag hat dann eine Lebensborn-Plotte daraus gemacht und Birgit Bauer hat hinterher die Prügel dafür einstecken müssen, klagt sie.
In einem Jahr will sie mit ihrem neuen Roman, Nord-Ost 7743 - Die Lust der Verweigerung, fertig sein. Mal gespannt, was ihr Verlag dann daraus macht.
Werkstattlesung auf Hutspendenbasis.
Freitag, 19. Oktober 2012
Imitation of Art
Wohin nachher? In den Kunstraum Ko, wo es eine Lesung gibt und da müsste ich sonst gar nicht darüber nachdenken, dass ich da nicht hingehe? Aber heute liest die Promoterin des Vorlesens in Schöneberg: Birgit Bauer liest aus einem Romanmanuskript, an dem sie gerade arbeitet. Oder zur Eröffnung - Wahrnehmungen & Ansichten - bei Kuhn & Partner und bei der Gelegenheit Christoph Damm näher kennenlernen. Hat er meinen unfreundlichen Text aus Anlass seiner Weiß-Ausstellung gelesen? Und die beiden erläuternden Texte, die alles noch schlimmer machen, wenn ich mich recht entsinne? Will er noch mit mir reden? Oder war meine Polemik für ihn so verpeilt, dass er sich gar nicht gemeint fühlen konnte? Selbstbewusstsein hat er. Siehe das Lamm, das er bei der Preview am Stand von Kuhn & Partner gezeigt hat. Und jetzt fotografiert er auch noch; einer von vier Ausstellenden in der Pohlstraße bei Andreas Kuhn, und er fotografiert so wie wie er Weiß an die Wand nagelt und das Lamm verkleidet. Das Lamm (Ich liebe Pink) die stärkste Tat, die ich von ihm gesehen habe. Die Fotos hingegen der für ihn typische Griff ins Leere. Aber mit gewohnt großer Geste. Imponierend. Etwas hermachend. Doch nur Nachempfindung von etwas, das es irgendwo, irgendwann schon mal besser, vor allem zuerst gegeben hat. Imitation of art. Das allerdings die Misere der meisten Fotografie, die in Galerien und Museen ausgestellt wird.
Nachempfindung von Künstlerischem statt Kunst.
© Christoph Damm
Donnerstag, 18. Oktober 2012
Transenkitsch
Meine Kamera lag immer neben dem Toaster.
Was ist noch uninteressanter als ein
Mann, der eine Frau sein will? - Ein Bildband mit Fotos über einen
Mann, der eine Frau sein will und der das dann irgendwie hinkriegt mit ganz vielen Klischees von Weiblichkeit und ebenso vielen Blumen und zum Frühstück gibt es jedes Mal ein gekochtes Ei
mit Senf. Frühstück zu viert: die Fotografin ist da, ihre Kamera,
die Frau Juwelia und Stefan, der Mann, der Juwelia sein will. Wenn ich das richtig verstanden habe, dass es das heißen soll, was der Text der Fotografin so um die Ecke herum formuliert, dass spätestens
da klar wird, wie verklemmt ihr Voyeurismus ist und ihr Projekt.
Vielleicht bin ich auch nur schlecht
gelaunt. Hingehen zu Julie August heute Abend und selber gucken im 18m Salon.
Zuckerpuppe. Stefan und Juwelia
Fotografien von Anja Teske
Heute 18 - 22 Uhr
Ausstellung bis 15. November
Fotos: © Anja Teske
Mittwoch, 17. Oktober 2012
Verrenkt
Wie formuliere ich es am besten in meiner übergroßen Erregung? ZISCH AB! brülle ich mehrmals und dann habe ich es: Du gehst durch die Welt, als würde dein Kopf in deinem Arsch stecken, schreie ich ihn an. Etwas kompliziert als Vorstellung. Doch exakt so verrenkt ist er unterwegs. Und es funktioniert: Er zischt ab.
Keine Zugeständnisse mehr an das Berliner Gesockse!
Dienstag, 16. Oktober 2012
Montag, 15. Oktober 2012
Bürgernah
Ecke Eisenacher- / Freisingerstraße. Beim Näherkommen nach und nach in der Dunkelheit zu erkennen drei Einsatzwagen der Polizei. Vor der Bar Tolucci und dem anderen Italiener gegenüber Gruppenbildung von uniformierten Polizisten und Passanten (einen von ihnen kenne ich, er sieht immer aus, als würde ihm gleich das Gesicht platzen; bin froh, wenn ich ihn nicht sehe). Nicht zu erkennen, was passiert ist. Kein Autounfall. Schließlich Aufklärung im Vorübergehen.
Polizist: Und was war da denn nun mit der Körperverletzung?
Opfer: Na hier - HIER! - hat er mich auf den Boden geprügelt.
Polizist: Ist doch überhaupt kein Problem. Ich schreibe das jetzt mal auf.
Sonntag, 14. Oktober 2012
Cows
Die Frau, die auf meinen Wunsch durchs Bild geht, ist die Assistentin von Temporary Gallery Berlin. Zuvor wollte sie unbedingt, dass ich mich in einen der Korkart-Sessel von Gabriel Wiese setze. Lieber nicht, habe ich gesagt. Weil ich so eine Schreckensgestalt bin wie Barbra Streisand in What´s Up, Doc? Wenn ich mich da jetzt reinsetze, dann bricht der Sessel bestimmt auseinander. Hat sie mir nicht geglaubt. Kennen Sie den Film, habe ich sie gefragt. Ja, kennt sie, hat sie geantwortet und da habe ich gedacht, dann tue ich ihr eben den Gefallen und setze mich rein in den Sessel, um zu erleben, was sie wollte: dass ich staune, wie bequem der ist - und stabil sowieso.
Die Künstlerin, die das Bild mit dem Rind gemalt hat, ist Melinda Buie. Sie lebt in New York, malt auch Menschen, Hunde und Architektur, aber im Zentrum ihres Schaffens steht die Serie Cows, von der sie so wenig loszukommen scheint wie von ihrer Kindheit auf einer Farm in Texas, wo sie die persönliche Bekanntschaft mit all den Kühen gemacht hat, die sie uns jetzt vorstellt. Jedes Tier mit seinem Namen und einem unverwechselbaren Charakter - und doch dazu bestimmt, den Weg allen Rindfleisches zu gehen.
Kunst: © Buie, Kjeldsen, Wiese
Fotos: w.g.
Samstag, 13. Oktober 2012
Im Arsch
Nachdem ich in der Bibliothek drei Stunden auf meinem Krampf im Arsch gesessen habe, kommt mir auf der Hauptstraße ein Typ entgegen, der so geht, so schleppend mit seinem unnatürlich abgespreizten rechten Bein, wie ich gehen müsste mit meinem Krampf im Arsch. Kommt vielleicht noch. Und bei ihm ist es am Ende was ganz anderes, was mit dem Knie oder ein Furunkel.
Greiser Mann mit einem Knabengesicht, den ich oft gesehen habe im Hallenbad, stolzer und vitaler Mann, eines Tages sehe ich ihn auf der Hauptstraße mit so einer Beinhaltung wie der Typ heute, nur dass er beide Beine so weggespreizt hatte, dass zu erkennen war, wie weh ihm jeder Schritt tat. Wenige Wochen später habe ich ihn noch einmal beobachtet mit diesem Gang. Es war jetzt deutlich zu erkennen, dass er nicht mehr lange leben wird. Danach habe ich ihn nicht mehr wiedergesehen.
Der Tod sitzt im Arsch. (Volksmund) - Heißt es nicht: im Darm? Der Tod sitzt im Darm?
Der Typ heute mir bekannt. Aber selbst, wenn er keine Schmerzen gehabt hätte und nicht in Begleitung einer Freundin, Bekannten oder Betreuerin gewesen wäre, er hätte mich nicht bemerken wollen. Denn das war heute unsere erste Begegnung, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe und danach was geschrieben über ihn, was ich sehr treffend fand, er hingegen so beleidigend, dass er mich deswegen nie mehr angucken wird. Künstler. Kann was. Aber immer das Gleiche: 80er Jahre-Anmutung wie der Geruch von Mottenkugeln, sage ich, und so angepasst!, sagt die Kollegin, dass sie sich fragt, warum ist so einer Künstler geworden. Da kann der noch so eine zynische Fresse ziehen, seine Kunst ist ein einziges Sich-lieb-Kind-machen, andererseits wie soll man leben? Und in der Frage kennt die Kollegin schließlich auch keine Hemmungen.
Freitag, 12. Oktober 2012
Experiment on a Bird
Malerei der Münchnerin Sabina Sakoh bei Michael Schultz in der Mommsenstraße.
Meine erste Assoziation: Das Gemälde
von Joseph Wright of Derby. An Experiment on a Bird in an Air Pump (1768).
Moment des Entsetzens zwischen dem Ende
des romantischen Zeitalters und der nicht endenden Entzauberung der
Welt, der wir nichts anderes entgegenzusetzen haben als Dramatisierung.
Dramatisierung und surreale Entgrenzung
des Alltäglichen.
Bis 27. Oktober 2012
Kunst: © Sabina Sakoh
Foto: w.g.
An Experiment on a Bird in an Air Pump via Wikimedia Commons
Nudeln und Fleisch
Frau aus Potsdam malt italienische Speisen. Links Spaghetti puttanesca. Rechts, das nennt sie Braten mit Karottenwürfel.
Die üblichen Offiziellen.
Sie haben Spaß.
Ich fotografiere zwei Frauen mit Panna cotta.
Kein Gespräch mit der Künstlerin.
mangia, mangia!
Malerei von Sabine Hüning
Bis 4. November 2012
Kunstraum Ko
Meraner Straße 10
10825 Berlin
Kunst: © Sabine Hüning
Fotos: © w.g.
Malerei von Sabine Hüning
Bis 4. November 2012
Kunstraum Ko
Meraner Straße 10
10825 Berlin
Kunst: © Sabine Hüning
Fotos: © w.g.
Donnerstag, 11. Oktober 2012
Körper und Geist
Ich in der Hocke wie so oft in diesen Tagen. Die Straße ist die Mommsenstraße. Das Foto das Bild des Tages. Schnappschuss meiner Gemütsverfassung (state of mind) um 14:24.
Mittwoch, 10. Oktober 2012
Bluten
Drei
Kerle. Alle drei Rentner. Einer ist ein Zweimetermann und streifenlos braungebrannt von der Sonnenbank. Der andere war Schweißer beim Bau von
Kernkraftwerken. Heißt, dass er auf Montage gearbeitet hat, denn
Kernkraftwerke können wir Ihnen hier in Berlin nicht auch noch
bieten. Mit seiner Frau also nur zusammengewesen an den Wochenenden und im
Urlaub. Die lange Vorfreude auf den Ruhestand, und als es endlich so weit war,
da war die Frau tot. Rührender Mann, er redet am meisten. Zu Hause
den ganzen Tag alleine. Wenn er die zwei anderen trifft, ist er wie
losgelassen. Erst schwimmen sie zu dritt nebeneinander wie drei alte
Weiber auf ihrem Weg zum Kaffeeklatsch und wie die Weiber die drei Kerle ununterbrochen am Quatschen. Anschließend Solebecken; Verweildauer dort mehr als doppelt so lang wie im Schwimmbecken. Zum Schluss Dusche, der ganze
Duschraum dann zugedröhnt von den drei Kerlen und ihrem breiten
Berlinern. Der Mann, der die Kernkraftwerke zusammengeschweißt hat,
trägt eine zu große blau-weiße Badekappe beim Schwimmen, um sein
volles lockiges Haar zu schonen. Jetzt liegt die Badekappe im Ablagefach neben einem roten Handtuch. Was für
ein leuchtendes Rot das Handtuch hat! Der Mann greift danach,
um sich abzutrocknen. Während ich mich auch abtrockne, sehe ich am
Boden neben der Stelle, wo der Mann steht, zwei rote Flecken. Shampoo? Duschgel? Blut? Ich
deute darauf und sage zu dem Mann: Ihr Handtuch blutet. - Sofort geht
es los: Ich blute? Wieso soll ich bluten? Ich blute doch nicht. Die zwei anderen schon auf der Lauer, bereit sich einzumischen, sobald ich mich erklärt habe. Ich erkläre mich aber nicht. Ich beharre darauf: Ich habe nicht gesagt, dass Sie bluten. Ich habe gesagt, Ihr Handtuch blutet. Stille. Endlich Stille. Bis ich den Raum verlasse. Aber dann .... .
Surrealistische Intervention. Wie froh war ich, dass ich die Gelegenheit dazu bekommen habe. Denn ich habe die Drei kaum ertragen vorher. Außerdem ging es gedanklich schon seit dem Aufwachen um die Frage: Wie kann ich Leuten, die ich nicht ertrage, anders begegnen als mit Verachtung? - Noch keine acht Uhr, als ich die Dusche verließ, um mich anzuziehen, und schon hatte ich eine erste Antwort gefunden: indem ich sie surreal entgrenze. So habe ich es hinterher großspurig genannt, was ich gemacht habe mit dem Schweißer. Blöd, dass es dann geregnet hat, sonst wäre ich gleich nach dem Frühstück rausgegangen, um das Verfahren an anderen Zielpersonen auszuprobieren und mir dabei klarzumachen, wie das genau gemeint ist: entgrenzen. Das jetzt nicht zu ernst zu nehmen. Während der Text oben, wenn es ernst werden sollte und die drei Kerle mich zur Rede stellen in der Dusche nächste Woche, natürlich nichts als Fiktion ist, fiktiv in jeder Figur, alles Erzählte hier auch: Werk der Literatur, werde ich sagen mit den Worten von Rainald Goetz (*), wenn die Drei vor mir stehen werden und bedrohlich ihre nassen Handtücher schwingen vor meiner Nase und der kalte Fliesenboden teilnahmslos auf mein Blut wartet. Literatur, werde ich wiederholen, ob sie euch gefällt oder nicht, um dann hinzuzufügen, wieder mit Worten von Rainald Goetz: natürlich basierend auf der Realität des Lebens, auf der Realität des Lebens auch wirklicher Menschen, aber - weiter werde ich nicht kommen. Dann ist nur noch das Klatschen der nassen Handtücher auf meiner Haut und meinen Knochen zu hören. Und es wird nicht eher aufhören, als bis der kalte Fliesenboden mein Blut bekommen hat.
(*) Auf der Seite 4 von Rainald Goetz, Johann Holtrop steht unter dem Titel Schutzschrift: Natürlich basiert dieser Roman auf der Realität auch wirklicher Menschen. Aber es ist ein Roman, Fiktion, fiktiv in jeder Figur, alles Erzählte hier auch: Werk der Literatur. - Trotz aller Kritik: Was wäre mit entgangen, wenn ich das Goetz-Buch nicht gelesen hätte!
(*) Auf der Seite 4 von Rainald Goetz, Johann Holtrop steht unter dem Titel Schutzschrift: Natürlich basiert dieser Roman auf der Realität auch wirklicher Menschen. Aber es ist ein Roman, Fiktion, fiktiv in jeder Figur, alles Erzählte hier auch: Werk der Literatur. - Trotz aller Kritik: Was wäre mit entgangen, wenn ich das Goetz-Buch nicht gelesen hätte!
Dienstag, 9. Oktober 2012
Ersöz
Über die Mottenkugeln haben wir schon letzte Woche gesprochen. Ohne die geht es nicht bei den vielen, zum Teil sehr wertvollen Stoffen in seinem Laden. Aber heute ist der Mottenkugelgeruch zu stark. Das ist nicht mehr anheimelnd, das haut einen um. Er öffnet das Klappfenster über der Eingangstür. Die Kunststopfarbeit, die ich abholen möchte, ist erst in einer halben Stunde fertig. Macht nichts. Komme ich morgen noch mal und jetzt mache ich das Bild von Ihnen, das ich am Freitag bereits machen wollte, weil Sie so aussehen, wie ich mir einen Schneider vorstelle. Hätte ich nicht sagen sollen. Jetzt geht er nach hinten. Was ist denn? Maßband holen. Um es sich um den Hals zu hängen. NEIN, bloß nicht!. Es ist auch so zu erkennen, dass Sie ein Schneider sind.
Ein Mal mit, ein Mal ohne.
Das ist ja eine tolle Schere. Die ist hundert Jahre alt. Habe ich von dem Meister, bei dem ich gelernt habe. 35 Jahre arbeite ich schon mit der Schere.
Mehmet Ersöz
Damen & Herren
Maßschneiderei und Änderungen
Meininger Straße 7 a
(Ecke Martin-Luther-Straße)
10823 Berlin
www.mass-atelier-schoeneberg.de
Montag, 8. Oktober 2012
SMS
... weil ich dir nichts wert bin und weil ich erkannt habe, dass ich dir
nie etwas wert war ...
Hauseingang Nähe U-Bahnstation. Typ mit schwarzer Lederjacke, auf eine südosteuropäische Art
gut aussehend liest einem anderen Typ, der auch eine schwarze
Lederjacke trägt und nicht so gut aussieht, eine SMS vom Display
seines Smartphones vor. Akzent: südosteuropäisch. Tonfall: Wie
kann sie so etwas behaupten? Die Verfasserin der SMS, Freundin,
jetzt Ex-Freundin? Oder Immer-noch-Freundin und sie hat nur mal eine
Warnung losgelassen, um bessere Bedingungen für sich auszuhandeln.
Oder die Klage ist ein Vorwand: Sie hat schon einen anderen Typ und der Ex
wird jetzt mit einem Textbaustein abgefertigt, den auch Freundinnen
von ihr schon eingesetzt haben beim Schlussmachen.
Szene
aus dem modernen romantischen Leben. Gehört und gesehen heute im
Vorübergehen.
Sonntag, 7. Oktober 2012
Touch
Nach langer Sommerpause tentakulös und rätselhaft wie stets bei Tanja Wagner.
Tanja Wagner ist für mich die Künstlerin unter den Galeristen. Es gibt
andere, die auch einen unverwechselbaren Stil haben (in Schöneberg etwa Klosterfelde, Esther Schipper oder Thomas Fischer). Doch nirgendwo sonst ist der Galerieauftritt nicht nur so markant,
sondern auch so persönlich wie bei ihr. Als würde sie die Arbeiten, die sie
ausstellt, nach eigenen Entwürfen fertigen lassen. Ist natürlich
nicht so. Ist eine Unverschämtheit gegenüber den Künstlern, das zu denken. Ist auch nur eine Umschreibung für die ganz eigene Handschrift, den Touch Tanja Wagners. Die derzeitige Ausstellung:
Noch bis 20. Oktober
Gestern im Vorübergehen gesehen durch die Schaufenster der
Galerieräume in der Pohlstraße 64. Bevor Tanja Wagner sie gemietet
hat, war hier eine Fleischerei. Wenn man es weiß, sieht man es. Und
wenn man es nicht weiß, ist es einfach nur Teil des Touchs.
Kunst: © Kris Lemsalu
Fotos: © w.g.
Samstag, 6. Oktober 2012
Norbert
Norbert vom Schönebag in der Akazienstraße. Ein oder zwei Jahre älter als ich und viel besser drauf. So gut drauf, dass er es gar nicht mitzukriegen scheint, als ich ihn strahlend mit Matthias begrüße.
Nur als ich dann auch noch über Berliner Schwaben witzele, guckt er so ernst, dass ich sofort aufhöre damit. Dieser Moment nicht dokumentiert. Stattdessen auch ernst, aber auch sehr entspannt:
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