Freitag, 31. August 2012

Stimmung Sylt Schichten



Vorne ein Steg am Sylter Strand, im Hintergrund die Catskills, eine kunstgeschichtliche Referenz an die Hudson River School, und als ich mich wundere darüber, gleich die nächste Referenz: Thomas Cole hat sowas auch gemacht, sagt Peter. Der hatte überhaupt kein Problem damit, einen Palazzo, den er in Rom gesehen hatte, in eine nordamerikanische Gebirgslandschaft zu stellen.



Dieses Mal zeigt Peter Lindenberg im von ihm kuratierten Foyer des Philip-Johnson-Hauses eigene Arbeiten. Landschaftsbilder. Vier davon, die großformatigen Arbeiten im Hauptraum, hat er für die Ausstellung gemalt, und zwar da, wo sie jetzt hängen.


Ende Juli, Anfang August war das. Drei Wochen konnten Besucher und Passanten ihm beim Malen zusehen. Live malen, nennt Peter Lindenberg das. Ab Mitte September wird er auf dem Münchner Flughafen eine Live Malen-Aktion machen. Sechs Wochen lang.


Bild: Strandgewächse, 130 x 250 cm 2011 Öl auf Baumwolle 8125 Euro. - Paar: Wenn ich es richtig mitgekriegt habe, dann haben sie sich beim Betrachten der Bilder kennengelernt und sind dann ganz langsam gemeinsam durch die Ausstellung gegangen.



Mehr Gesellschaftsleben.




Und sie habe ich gefragt: Sind Sie eine Freundin von Peter? Künstlerin? - Weder noch. - Sammlerin? - Nein, einfach nur Betrachterin.


Und Juristin ist sie, hat sie noch verraten, aber nicht ihren Namen. Und dann kam auch schon ihre Freundin, mit der sie verabredet war. Die Freundin ist die Frau des Mannes, der im Foto oben so entspannt in dem dunkelblauen Sessel sitzt. Mann und Frau sind beide Schmuckdesigner und haben einen kleinen Laden in der Chausseestraße. Goldberg heißt die Frau und alleine schon deshalb wird sie demnächst mal besucht in der Chausseestraße. - Guten Tag, Frau Goldberg.


Landschaft mit Humor:  Bunker, Sylt 240 x 380 cm 2012 Öl auf Baumwolle 19.000 Euro. Das einprägsamste Bild der Ausstellung. Kaufen würde ich allerdings das:


Schichten, 135 x 180 cm 2011 Öl auf Baumwolle 6075 Euro.

Peter Lindenberg
Seestimmung-Sylt
Philip-Johnson-Haus
Friedrichstraße 200 
10117 Berlin
Ausstellung geöffnet täglich 9 bis 20 Uhr

Kunst:  © Peter Lindenberg
Fotos:  © w.g.

Donnerstag, 30. August 2012

Naturtheater


Vorbereitung auf die Ausstellungseröffnung heute Abend. In der Einladung schreibt Peter Lindenberg, dass er sich mit seinen Landschaftsbildern, die er im Foyer des Philip Johnson Hauses zeigt, auf die Werke der Hudson River School bezieht und hier besonders auf die reduzierten Seestimmungen von John Frederick Kensett. 



Sunny Morning at the Hudson River (1827)
von Thomas Cole, der als Begründer der Hudson River School gilt und aussieht wie der Verwalter eines Gespensterschlosses. Doch seine Bilder haben nichts vom Beseelungsspuk romantischer Landschaftsmalerei in Europa. Coles Landschaftsbilder wirken wie letzte Pioniertaten. Nachdem das Land entdeckt, erobert und in Besitz genommen ist, wird es jetzt als Landschaft erlebt und für das Publikum in den großen Städten inszeniert als Naturtheater.


Paradise Rocks, Newport (1865) von John Frederick Kensett. Das sieht schon eher nach Herzensergießung unter freiem Himmel aus. Aber vielleicht auch nur wegen des Über-allen-Gipfeln-ist-Ruh-Lichts. Jedenfalls können wir hier sehen, was Peter Lindenberg mit reduzierte Seestimmungen meint.


Reduziert oder nicht reduziert, mein Favorit von Kensett: View of the Beach at Beverly Massachusetts (1860).

Bilder via Wikimedia Commons - Category: Hudson River School

Mittwoch, 29. August 2012

Magister artium


Keine Fortsetzung der Online Gallery auf Biest zu Biest diese Woche. Die Künstlerin, von der ich eine Arbeit vorstellen wollte, kann mich erst nächsten Dienstag zum Sichten und Auswählen in ihrem Atelier empfangen. Und dass der Künstler, der auf seiner Visitenkarte hinter seinem Namen M.A. stehen hat, mich abblitzen lässt, hätte ich mir denken können. Anruf also reiner Aktionismus. Er muss mir auch gar nicht erklären, warum er mit meinem Blog nichts zu tun haben will. Ich habe im Januar so über seinen Galeristen hergezogen, wie man das einfach nicht machen soll in den überschaubaren und engen Verhältnissen, wie wir sie hier in Schöneberg haben. Ach und übrigens, Uliane hat mir natürlich erzählt, unter welch hässlichen Umständen es zwischen euch zum Bruch gekommen ist. Sonst jedoch spricht Uliane mit äußerster Hochachtung von Ihnen. Solcher Hochachtung, dass es mich schon gewundert hat. Ihn hingegen wundert es nicht, denn auch er kann über Uliane nur mit äußerster Hochachtung sprechen, und während er das tut, spricht er auch über Vertrauen und zwar so, dass klar wird, dass er zu mir und zu meinem Blog kein Vertrauen hat. Das könnte ich auch als Kompliment verstehen, weil es die schreiberische Unabhängigkeit von mir und meinem Blog bezeugt. Aber ich will nicht spitzfindig sein. Sie sind der Erste, seit ich den Blog schreibe, von dem ich eine Abfuhr bekommen habe, sage ich. Und dann sage ich noch: Respekt! Weil er aus Österreich ist und auf seiner Visitenkarte hinter seinem Namen die Abkürzung für seinen Hochschulabschluss (Magister artium) stehen hat und weil ich ihm was Gutes tun will nach diesem Telefongespräch, das keine Sekunde unerfreulich war.

Dienstag, 28. August 2012

Automatisch



Nach Umbau und Modernisierung hat die Mittelpunktbibliothek Schöneberg seit gestern wieder geöffnet. Es sieht aus wie auf einem Flughafen und es riecht auch so. Bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis der Büchergeruch sich gegen den Elektronikgeruch durchgesetzt hat. 


Mitarbeiter der Bibliothek werden sich noch den Mund fusselig reden, bis jeder kapiert hat, wie das ab jetzt geht mit der Ausleihe (oben) und der Rückgabe (unten). Dabei ist es ganz einfach. 



Behind the Scenes: Wo auf Flughäfen Koffer verloren gehen, werden hier die zurückgegebenen Bücher über ein Förderband und im freien Fall in Sammelbehälter transportiert. 



Ein ganz neues Bibliothekserlebnis am Rückgabe-Automaten im Windfang. 


Auch außerhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek können hier Bücher zurückgegeben werden. Morgens von 6 bis 11 Uhr, abends von 19 bis 24 Uhr. Sonntags von 6 bis 24 Uhr. Vorstellung, wie jemand auf dem Weg zum Flughafen noch schnell mit dem Taxi in der Theodor-Heuss-Bibliothek vorbeifährt und um 6 Uhr 23 die Schopenhauer-Werkausgabe zurückgibt, die am übernächsten Tag fällig wäre und die er vorlegen müsste, um sie zu verlängern, weil er sie schon zweimal verlängert hat, ohne auch nur eine Seite zu lesen. Doch das war nicht der Grund, warum es mit Paula nichts geworden ist, derentwegen er die sieben modrig riechenden Bände ausgeliehen hatte, auch um ihr damit zu zeigen, dass er kein Mann nur für eine Nacht ist. Aber jetzt geht es ihm mit jedem Band, den er in den Schlitz des Automaten schiebt, besser und er nimmt sich vor, Bücher künftig nur noch um diese Tageszeit zurückzugeben. 


Paula? 

Montag, 27. August 2012

Happier than you and me


Die ältere Schwester hat ihrem kleinen Mongo-Bruder die Kappe schief aufgesetzt und zieht mit ihm über die sonnenbeschienene Einkaufsstraße. Dort sieht der Junge mich und strahlt mich an. Warum?


Von vorn betet der Mann und darf nicht gestört werden. Ich fotografiere ihn deshalb von hinten und der Hund sieht mal was anderes.


Sonntag, 26. August 2012

Beiß doch!


Könnte der Tag beißen, hätte er schon längst zugeschnappt. Doch nicht zum tödlichen Tigerbiss in den Nacken hätte er angesetzt. Mit kleinen gemeinen Bissen in meine Fersen und Waden hätte er mich verfolgt. Wahrscheinlich aus Frustration darüber, dass er nur ein bissiger Köter ist und nie ein Killertiger aus ihm wird.

Samstag, 25. August 2012

Rot für Anna



Und was macht Johannes jetzt, wenn er nicht gerade mit einem Kunden von seinem Bread-and-Butter-Job telefoniert, der auch nicht entfernt mit Fashion Design zu tun hat und mit Kunst schon gar nichts? Aber das ist eine andere Geschichte, nichts für heute.


Collagen hat er gemacht in letzter Zeit. Die rote ist für Anna. - Anna? - Die große blonde Bedienung aus dem Café da vorne. Ein Geburtstagsgeschenk.


Und was sehen wir hier? Eine Zeitreise ins Berlin der 20er Jahre? Ich hab so Heimweh nach dem Dadaismus?


Das habe ich nur gemacht, um in Bewegung zu bleiben und das Material zu verarbeiten, das ich rumliegen hatte. 

Der Ansatz ist mir vertraut. Geht nur im Moment nicht bei mir. Das ist mein aktueller Desktophintergrund. Erst gewählt aus Verlegenheit. Jetzt gefällt mir die Collage von Tag zu Tag besser.


Kunst: © Henry Anno
Fotos: © w.g.

Freitag, 24. August 2012

Fuc off


Der alte Burberry-Mantel, der in der Kommunalen Galerie in Wilmersdorf an einer Kette von der Decke hängt. Die Kutte in einer Pariser Galerie und andere Textilarbeiten, die Ingrid Luche dort ausstellt. Oder die stark überarbeitete Sportswear bei Cabinet in London. So wie die einen derzeit das Thema Mobiliar bespielen - denkt an Marcel Frey -, so andere das Thema Kleidung. Die mit der Kleidung interessieren mich mehr. Aber wer richtig gut ist, der braucht keinen Trend. Der nimmt ihn vorweg. Und wenn der Trend da ist, dann ist er, der richtig Gute, schon wieder ganz woanders.


Johannes hat 2000 seinen Job als Fashion Designer aufgegeben und drei Jahre lang nur Kunst gemacht. Die Container-Arbeiten  sind damals entstanden, mit denen hatte er Erfolg. Dann kam die Wirtschaftskrise, vielleicht wollte die Welt auch nicht noch mehr Container-Bilder von Johannes haben. Zum Geldverdienen ging er zurück in seinen ehemaligen Beruf. Entwarf Kollektionen, beriet Firmen, blieb aber der Künstler Henry Anno, zu dem er in der Zwischenzeit geworden war; das andere war Bread-and-Butter und er war einfach darüber hinaus. Zehn Jahre lang brauchte er, bis er kapiert hatte, dass es kein Zurück gibt, auch kein halbes - wenn man etwas gefunden hat, was besser zu einem passt. 2006 entwarf er seine letzte Kollektion. Über 60 Einzelstücke: Rock, Hose, Bluse, Jacke, ... , Mantel. Als alles fertig war, ließ ihn der Auftraggeber im Stich. Ein weiteres Zeichen für Johannes, dass es für ihn nichts mehr zu gewinnen gab in der Modeindustrie. Ganz ausgestiegen ist er jedoch erst vier Jahre später. Und da, 2010 war das, fielen ihm eines Tages beim Aufräumen der Garage Reststücke der Kollektion von 2006 vor die Füße. Zwei Stoffbahnen, die hat er bemalt. Und der Mantel in dem Zitronengelb, den hat er zu einem Manifest seines endgültigen Ausstiegs gemacht: Fuc  off und die Umrisse einer Pistole hat er darauf gedruckt.


Aber so schön in Falten gelegt, wie der Mantel da hängt, und auch gehängt werden muss (ihn anzuziehen, wäre banausisch, doch warum nicht banausisch sein?), sieht man ihm nicht gleich den Zorn an und die Radikalität, mit der ein Bruch vollzogen wird. Dazu muss man ihn von der Wand nehmen und ihn drehen und wenden und es hilft außerdem noch, wenn man seine Geschichte kennt. Weil sich dann erst die ganze Eleganz dieser Arbeit zeigt: darin, wie das elementare Verfahren von Henry Anno  - die Wiederverwertung - hier zur autobiografischen Erzählung wird, zur Künstlererzählung.



Henry Anno
Fuc  off
2010
Acryl on fabric
1.200 Euro
Kontakt über:  biestzubiest@t-online.de

Kunst: © Henry Anno
Fotos:  © w.g.

Donnerstag, 23. August 2012

Suchen&Entfernen


Wie ein alter Mann in kurzen Hosen, Basecap auf und mit freiem Oberkörper baue ich einen Stacheldrahtzaun um mein Anwesen und bin mir nicht sicher, dass es etwas nützen wird. Doch nichts soll unversucht bleiben. Die Software, die Baris (sprich: Barisch) mir auf den Stick kopiert hat, muss ausprobiert werden, obwohl ich bezweifle, dass mit diesen Allerweltsprogrammen den Hackern auf die Schliche zu kommen ist. Aber Baris ist der Erste, der eine Erklärung für den Schlamassel findet, den die Hacker angerichtet haben. Sie hat den Vorteil, dass alle Übergriffe mit ihr erklärt werden können, auch die, bei denen die Zuhörer gewöhnlich mit dem Kopf wackeln oder die Augen zusammenkneifen, wenn ich davon erzählte. Der Nachteil der Erklärung ist, dass sie letztlich nur beim alten Sony greift, das ich ohnehin perdu gegeben habe. So dass es am Ende so ist, wie Baris sagt: Es tut mir leid, dass ich dir nicht helfen konnte. Und nicht so, wie ich sage: Du hast mir doch geholfen. Du bist der Erste, der eine Erklärung gefunden hat. - Ich würde eben gerne, so schnell es geht, rauskommen aus der Nummer. Und dazu ist mir jede Abkürzung recht.


S&D, Search&Destroy ist der Namenszusatz einer Anti-Spy- und Malware-Software. Das klingt gut und es ist das, wovon ich träume. Während ich das tue, sitzt keine fünfzehn Meter von mir entfernt, doch meinen Blicken entzogen, ein etwa 48 Jahre alter Mann oder eine etwa 40 Jahre alte Frau vor einem Laptop und lacht sich schief über mich.

Mittwoch, 22. August 2012

Okay


Das Anheben der Stimme am Ende von Okay. Und das Wort benutzen im Sinne von Ach ja, Verstehe, Hm. Das habe ich zum ersten Mal vor zwölf Jahren gehört von Taewoo und damals von niemand anderem. Aber dann war der Okay-Manierismus auf einmal so verbreitet, dass klar war, dass Taewoo ihn nicht selbst kreiert, sondern von irgendwem übernommen hatte. Er war ein Avantgardist, aber kein Schöpfer des Manierismus. Lange her. Mittlerweile ist der Gebrauch von Okay in der Bedeutung Ach ja, Verstehe, Hm zur Massenbewegung geworden und ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ich es wieder höre. Kriege dabei allerdings schon mit, was für eine Lust der Manierismus seinen Benutzern bereitet. Mit der Freude daran, sprachmodisch im Trend zu liegen, ist sie alleine nicht zu erklären. Die Haltung, die sich ausdrückt in dem Sprachgestus, scheint es zu sein, die gefällt und die gerne nachgeahmt wird. Die Haltung ist mir noch nicht klar und auch nicht, ob es die Haltung ist, die mir auf den Zeiger geht, oder die generelle Trostlosigkeit, die es immer hat, wenn ein individueller Ausdruck durch massenhaftes Kopieren zum Uniformismus wird. 

Aber bevor ich mir überlege, was das für eine Haltung ist, die in dem Okay in der Bedeutung von Ach ja, Verstehe, Hm zum Ausdruck kommt, will ich herausfinden, ob das ein Berliner Phänomen ist oder ob es zum Beispiel in Südwestdeutschland, wo ich im September sein werde, auch verbreitet ist, den Ton in der zweiten Silbe von Okay anzuheben und das so ausgesprochene Wort mehrfach zu wiederholen, während jemandem zugehört wird. Um zu zeigen, dass aufmerksam zugehört wird? Oder wird das Zuhören zugequasselt mit dem wiederholten Okay, weil eben nicht aufmerksam zugehört wird, weil nur so getan wird? Und wenn das so wäre, ist das dann die Haltung, die zum Ausdruck kommt in dem Okay-Manierismus? Ein in Berlin an jeder Ecke anzutreffendes Desinteresse an allem und jedem, was nicht man selbst ist. Mal gespannt, was die Südwestdeutschen dazu sagen. 

Dienstag, 21. August 2012

Wiederverwertung


Vom Sturm abgerissener Plakatfetzen (Maybe-Kampagne von Marlboro).


Bearbeitete LKW Plane.


Oil on Fibreglass (von der Abhörstation auf dem Teufelsberg).


Und das, habe ich erst gedacht, das ist es: The First City, Oil on Advertising-Poster (Werbeplakat), 60 x 85 cm, 1.600 Euro.


1.600. Ist das nicht zu viel, Johannes? - Nein, findet er nicht. Für Leute, die für Kunst Geld ausgeben, ist das nicht zuviel. - Ich erzähle ihm, wie ich letzte Woche mit Rena gefeilscht habe, weil ich 650 Euro für ein Stück aus ihrer Kleinskulpturenserie zu viel fand. Eigenmächtig habe ich den Preis dann auf die 450 Euro reduziert, die sie selbst ursprünglich verlangt hatte. Da hat sie mich aber angerufen mit schwacher Stimme und nicht locker gelassen, bis ich entnervt aufgelegt und hinterher stillschweigend den Preis auf 650 Euro angehoben habe. Nie wieder will ich diese schwache Stimme hören. Und Johannes sagt: Man darf da nicht von sich selbst ausgehen. Bei der Preisbildung, meint er.  Aber letzten Endes ist es nicht der Preis, sondern meine Kamera, die mich abbringt von The First City. Zu Hause erkenne ich, das Bild muss man im Original sehen, das wirkt nicht auf einem Foto. Und im selben Moment, da ich das merke, weiß ich, was ich stattdessen ausloben werde von Johannes in der Kunsthandel-Serie, die ich letzte Woche mit den Skulpturen Renas begonnen habe. Es ist eine sehr persönliche Arbeit. Autobiografische Erzählung. Und wie immer bei Johannes ist es auch eine Wiederverwertung. Die Wiederverwertung ist die Erzählung. Ihr werdet es sehen.




Unrasiert und gut zu fotografieren wie immer: Johannes Schulz von der Produzentengalerie Schulz&Schulz aka Henry Anno.

Kunst: © Henry Anno
Fotos: © w.g.

Montag, 20. August 2012

Men in Black 3


Jeder Schnitt (cut) eine Überwältigung. Installation heute gesehen bei Saturn im Europa-Center.








Sonntag, 19. August 2012

Park



 Tempelhofer Park. Park! Das aufgegebene Flughafenareal Park zu nennen! Weil die Pforten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet sind?


Es ist kein Park, es ist das Monument der Wowereit-Jahre. 



Samstag, 18. August 2012

Ausgeschnitten



Wie viel zum Ausdruck gebracht werden kann nur mit der Wahl des Bildausschnitts, der Kadrierung - und mit der Großaufnahme, die so entsteht. Und wie auch Allereinfachstes und scheinbar Banales durch das Nah-Rangehen zurückgewonnen wird als Gegenstand der Aufmerksamkeit und - komm, sag´s - der ästhetischen Betrachtung.


Nein, das mit der ästhetischen Betrachtung habe ich nicht gesagt. Ich war auch so schon nah genug dran am Katalogsprech, als ich Milena Tsochkova erzählt habe, wie ich am Morgen im Internet zum ersten Mal Arbeiten von ihr gesehen habe und wie begeistert ich bin von ihren Bildern und dass ich das beim Schreiben auch versuche, was sie in ihrer Malerei macht. Dass ich einstweilen jedoch nur davon träumen kann, das so pur hinzukriegen wie sie. Da hat Milena sich erst mal bedankt für meine überschwängliche Lobrede, sie hat bestätigt, dass sie das tatsächlich überlegt und gezielt macht: gestalten über die Kadrierung, und dann meinte sie nur trocken: In Bremen bin ich berühmt dafür.


In Bremen lebt sie seit 2004, dort hat sie vor einem Jahr ihren Meisterschülerabschluss gemacht. Mit der Serie von Arbeiten, die wir in der ersten Abteilung der Ausstellung sehen. Was sie dort zeigt: Verletzbarkeit, Schmerz, Isolation, das sei also nicht eine Obsession von ihr oder sonstwie autobiografisch. Das sei einfach nur das Thema ihrer Abschlussarbeit gewesen. - Selbst gestelltes Thema? - Ja. - Na dann muss es ja schon aus ihr gekommen sein, denke ich. Während sie nun versichert, dass sie im Alltagsleben viel lacht und auch sehr verspielt sein kann. 



Andreas Kuhn hat in Bremen eine Ausstellung von Milena gesehen und da war für ihn klar: Die hole ich nach Berlin. Im September will er sie mit drei anderen Künstlern auf der  Berlin Preview  präsentieren. Und zwei weitere Ausstellungen mit ihr plant er auch schon. In Baden-Württemberg (Stadt vergessen) und in Mailand. - Mailand? - Er hat eine Kooperation mit einer Galerie dort. Ein Mal im Jahr stellen die Mailänder bei ihm in Berlin aus und ein Mal er bei denen.


Als sie die jetzige Ausstellung verabredet hat, da war sie noch nicht einmal schwanger, erzählt sie. Inzwischen hat sie einen sieben Wochen alten Sohn, der so gutaussehend ist wie seine Mutter und von seinem Vater betreut wird, während Milena bei ihrer Vernissage Präsenz zeigt.


Ohne ihn könnte ich das gar nicht machen, sagt sie mit dankbarem Blick zum Kindsvater. Ohne ihn hätte sie das Kind aber auch nicht gekriegt, denke ich in meiner pingeligen Art. Aus Diskretion, die ich mir selbst nicht erklären kann, habe ich nicht gefragt, wie der Junge heißt, und ich bin gar nicht erst auf die Idee gekommen, ihn zu fotografieren. Was sehr schade ist, denn er ist wirklich ein ungewöhnlich gutaussehender Säugling.








- Der Mensch -
Ausstellung bis 15. September 2012

Pohlstraße 71 
10785 Berlin 





Kunst:  © Milena Tsochkova
Fotos: © w.g.