Der Regen nadelt auf das Dach meiner
Wohnung. Danach nadelt der Regen auf meine fünfzehn Jahre alte
Barbourjacke, während ich auf die Esso-Tankstelle in der
Martin-Luther-Straße zugehe und merke, dass ich Humorversuche lieber
weglassen sollte, und aufs neue Jahr werde ich auch nicht anspielen,
nicht mal anspielen, weil mir dazu nichts einfällt.
Das Süßwarensortiment der Tankstelle
ist kleiner als ich erwartet habe. Der Mann an der Kasse trägt ein
rotes kurzarmiges Hemd und es ist vorstellbar, dass er mal wo
gearbeitet, wo er an Sonn- und Feiertagen frei hatte. Nachdem er die
drei Kunden vor mir bedient hat, sage ich:
Bei mir kann es es noch eine Weile
dauern.
Warum?
Warum? Er hat tatsächlich, warum,
gefragt, und in einem Ton, der keinen Zweifel daran lässt, wie er es
meinte. Trotzdem frage ich entgeistert: Wie
warum?
Na, wenn ich irgendwo hingehe, um was
zu kaufen, dann weiß ich, was ich will, sagt er ruhig und
sachlich.
Sie haben wohl gestern Nacht schlecht
gefeiert, murmele ich.
Er hat es nicht verstanden. Ich
wiederhole die Bemerkung nicht, weil ich merke, dass ich damit so
distanzlos bin wie er zuvor mit seiner Belehrung. Wenn es eine war. Meine Bemerkung war auf jeden Fall dümmlich. Aber es war eine zwanglose
Anspielung auf den Jahreswechsel. Die habe ich jetzt. Ich kaufe noch eine
Packung Leibnizkekse Choco Vollmilch und eine Flasche Volvic. So wie
der Mann mich bedient, ist völlig klar, dass er gar nicht daran
dachte, mich zu belehren oder zu provozieren. Der Mann ist einfach
so. Das ist seine persönliche Art, seinen Job zu machen hinter der
Kasse an der Tankstelle.